Sanremo-Festival

Chiara Ferragnis Kleid ohne Scham

Eines von vier Dior-Kleidern, mit denen Chiara Ferragni in Sanremo Schlagzeilen machte.
Eines von vier Dior-Kleidern, mit denen Chiara Ferragni in Sanremo Schlagzeilen machte.Getty Images (Daniele Venturelli)
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In der größten Unterhaltungsshow Italiens werden die Musiker heuer von Selenskijs und Ferragnis Botschaften übertönt.

Normalerweise wird ja den Siegern des Festival della Canzone Italiana in Sanremo die meiste Aufmerksamkeit geschenkt, rückblickend wären das Celentano, Ramazzotti oder, jünger, Måneskin. Musikalität steht bei den diesjährigen Protagonisten vielleicht nicht ganz im Vordergrund und wirklich einig wird man sich auch nicht über sie. Soll das Festival nun politische Plattform sein, soll es nicht? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij wollte sich jedenfalls am letzten Abend des Sanremo Songfestivals per Videoschaltung einbringen. Das kam nicht gut an.

Künstler, Intellektuelle und Politiker sammelten Unterschriften gegen die Aktion, die unangemessen sei, den Krieg trivialisiere, jetzt wird Selenskij stattdessen eine schriftliche Botschaft schicken. Diese soll vom Moderator des Festivals, Amadeus, verlesen werden, sagte Stefano Coletta, Chef der Rai-Unterhaltungssparte. Andere wiederum waren der Meinung, es wäre kein Problem, dem ukrainischen Staatschef eine Plattform zu geben, um sich bei Italien für seine neue Waffenlieferung zu bedanken. Das Ergebnis der Diskussion werden wir am Samstag erfahren. 

Das Nacktkleid

Bei Chiara Ferragni geht es, wenn, dann um die Waffen der Frau. Als Gastmoderatorin wurde die italienische Chef-Influencerin (28 Millionen Follower) heuer nach Sanremo eingeladen. Als solche nutzte sie ihre Auftritte, um sich für Frauenrechte starkzumachen - allerdings auch, um in einer rührseligen Rede das Kind in ihr zu stärken. Das nur am Rande, in jedes ihrer Bühnenkleider war jedenfalls eine deutliche Botschaft eingenäht. Das lauteste Echo hatte das Tüllkleid, entworfen von Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri für Dior. Helle und dunkle Kristalle zeichnen Brust und Bauch nach, daraus entsteht die Illusion, Ferragni sei nackt. Zweck des Looks sei es, Frauen „von der Scham zu befreien, die ihnen seit Eva aufgezwungen“ sei, ließ Ferragni wissen. 

Die Botschaft ihres ersten Looks, erkannte man erst, als sich die 35-Jährige umdrehte. Auf der Rückseite ihrer Stola standen die Worte "Pensati libera“, „Denke frei". "Die einfachen und doch so starken Worte stammen aus einem Foto von Claire Fontaine. Wir hoffen, dass die Worte alle Frauen dazu inspirieren, sich frei zu fühlen – auch (oder besonders) wenn das heißt, gesellschaftliche Erwartungen zu enttäuschen", schrieb sie am Abend vor dem Festivalbeginn auf Instagram. "'Pensati libera' ist allen Frauen gewidmet, die sie selbst sein wollen, ohne dafür be- und verurteilt zu werden."

Das dritte Kleid widmete sie dem Thema Gewalt gegen Frauen, es war mit Hasskommentaren bestickt, die Ferragni im Netz selbst zugeschickt bekam. Begleitet wurde sie in diesem Look von Vertreterinnen des italienischen Frauennetzwerks gegen Gewalt „D.i.Re“. Das vierte Dior-Kleid, das sie an diesem Abend trug, war ein Käfig-Kleid. Es wurde so benannt, um "die neuen Generationen von den Geschlechterstereotypen zu befreien, in denen sich Frauen oft eingesperrt fühlen". Es repräsentiere die Hoffnung, die vom Patriarchat auferlegten Konventionen zu brechen. Viele Botschaften für wenig Stoff und das kam auch nicht überall gut an. In einigen italienischen Medien wurde ihr Auftritt als wenig authentisch kritisiert.

Das fünftägige Festival im altehrwürdigen Teatro Ariston in Sanremo begann am Dienstagabend mit Auftritten italienischer Popstars. Millionen Zuschauer werden am Fernseher mitfiebern und zusammen mit einer Jury mitbestimmen, wer am Samstag zum Sieger der Hauptkategorie gekürt wird. 

(sh)

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