Bei einer Militärparade ließ der Diktator Interkontinentalraketen auffahren, die auch die USA einschüchtern sollen. Mit Bildern der Stärke will er die eigenen Schwächen übertünchen.
Peking/Pjöngjang. Kim Jong-un ließ die Innenstadt Pjöngjangs mit grellen Scheinwerfern bestrahlen, das jubelnde Volk zur Choreografie beten und die führenden Parteikader auf riesigen Tribünen Platz nehmen: Das 75-Jahr-Jubiläum zum Gründungstag der nordkoreanischen Streitkräfte fiel standesgemäß aus. Machthaber Kim, mit schwarzem Mantel und „Humphrey Bogart“-Hut bekleidet, lächelte sichtlich ausgelassen, als die phallischen Machtobjekte seines Militärs zur Parade auffuhren.
Dank moderner Satellitentechnologie ist die Weltöffentlichkeit nicht mehr ausschließlich auf die Fotos der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA angewiesen, sondern kann zusätzlich auf dokumentarisches Material aus der Luft zugreifen. Was auf den Bildern zu sehen ist, lässt einen Schluss zu: Noch nie hat Nordkorea mehr atomwaffenfähige Interkontinentalraketen aufgefahren. Das Militär hat offenbar ein neues Raketensystem mit Feststoffantrieb vorgestellt, das die Sprengköpfe wesentlich schneller zum Abschuss bereitmacht.