80 Stunden

16-Jährige konnte lebend aus Trümmern gerettet werden

Earthquake In Turkey A building that has collapsed following the 7.7 and 7.6 magnitude earthquakes, in Hatay, Turkiye on
Earthquake In Turkey A building that has collapsed following the 7.7 and 7.6 magnitude earthquakes, in Hatay, Turkiye onIMAGO/NurPhoto
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Es ist ein kleiner Lichtblick inmitten der Katastrophe in der Türkei und Syrien. 80 Stunden nach dem Erdbeben konnte ein Mädchen lebend geborgen werden. Doch die Hoffnung darauf, weitere Überlebende zu retten, sinkt.

Die Hoffnung, Lebende unter den Trümmern zu finden, sinkt. Umso mehr grenzt es beinahe an ein Wunder, dass ein Mädchen lebend aus den Trümmern gerettet werden konnte: Mehr als 80 Stunden nach der Katastrophe konnten Helfer im stark verwüsteten Antakya im Süden der Türkei ein 16-jähriges Mädchen aus einem eingestürzten Gebäude retten. Zeitgleich stieg die Gesamtzahl der Opfer in der Türkei und Syrien auf nunmehr bereits mehr als 20.000 Tote an.

Überall im Unglücksgebiet suchten Helfer in der Nacht zum Freitag weiter nach möglichen Überlebenden. Neuen Elan bekamen sie durch die Rettung von Melda Adtas in Antakya. Das Mädchen wurde mehr als 80 Stunden nach dem Beben gerettet. Eigentlich gelten 72 Stunden als die Zeitgrenze, nach der bei einer derartigen Katastrophe nicht mehr mit Überlebenden unter den Schuttbergen zu rechnen ist. Als Melda dann trotzdem aus den Trümmern gerettet wurde, war der Jubel in der ansonsten von blanker Not überwältigten Stadt riesig.

Laut der Katastrophenschutzbehörde Afad stieg die Zahl der Todesopfer durch das Erdbeben inzwischen auf der türkischen Seite auf 17.134. Auf der anderen Seite der Grenze in Nordsyrien wurden bis Donnerstagabend 3.317 Tote gezählt. Die Gesamtzahl der Todesopfer stieg damit auf 20.451. Erschwert werden die Rettungsarbeiten durch das eisige Wetter, welches auch die Gesundheit von Überlebenden gefährdet, die in notdürftigen Unterkünften oder gar im Freien ausharren müssen.

Internationale Hilfslieferungen durch Wetter erschwert

Die internationale Hilfe kam inzwischen immer mehr in Schwung. Die Weltbank sagte der Türkei 1,78 Milliarden Dollar (rund 1,66 Milliarden Euro) zu. Die USA kündigten ihrerseits ein erstes Hilfspaket in Höhe von 85 Millionen Dollar für die Türkei und Syrien an. Es gehe nun vor allem um Nahrungsmittel, Unterkünfte und medizinische Notversorgung.

Die Hilfslieferungen werden durch die zerstörte Infrastruktur und die ungünstigen Witterungsbedingungen erschwert. In Syrien kommt die politisch schwierige Situation hinzu: Das Katastrophengebiet in dem Bürgerkriegsland ist in von Damaskus kontrollierte Gebiete und Territorien unter der Kontrolle regierungsfeindlicher und überwiegend islamistischer Milizen geteilt.

Im von oppositionellen Kämpfern kontrollierten Nordwesten Syriens traf am Donnerstag der erste Hilfskonvoi seit dem Beben ein, wie ein syrischer Grenzbeamter mitteilte. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP sah, wie sechs Lastwagen, die unter anderem mit Zelten und Hygieneartikeln beladen waren, den Grenzübergang Bab al-Hawa passierten.>>> Erdoğans wachsende Angst vor Hilfsinitiativen

Laut dem syrischen Grenzbeamten Masen Allusch handelte es sich aber um Hilfsgüter, die bereits vor dem Erdbeben für Syrien bestimmt waren. Die in der Region tätige Hilfsorganisation der Weißhelme zeigte sich enttäuscht, dass es sich um "routinemäßige" Hilfe handle und keine Ausrüstung für Bergungsarbeiten nach dem Beben.

EU plant Geberkonferenz Anfang März

Zur Unterstützung der Hilfsaktionen in Syrien, aber offenbar auch, um ein Zeichen zu setzen, reiste die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in das Bürgerkriegsland. "Ich bin heute Abend - mit trauerndem Herzen - in Aleppo in Syrien eingetroffen", erklärte Mirjana Spoljaric am Donnerstagabend auf Twitter. Kurz zuvor hatte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, mitgeteilt, dass er "auf dem Weg nach Syrien" sei. Die Vereinten Nationen kündigten an, dass ihr Nothilfekoordinator Martin Griffiths an diesem Wochenende in die Erdbebengebiete in der Türkei und Syrien reisen werde.

Die EU will Anfang März eine Geberkonferenz für Syrien und die Türkei abhalten. In einem Schreiben an Präsident Recep Tayyip Erdogan sicherten die EU-Staats- und Regierungschefs während ihres Gipfels in Brüssel der Türkei zu, ihre Unterstützung zu verstärken.

(APA/DPA)

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