Translationswissenschaft

Gegenwart und Zukunft vereint

An den Instituten können Studierende ihre Fertigkeiten in Übungskonferenzen trainieren.
An den Instituten können Studierende ihre Fertigkeiten in Übungskonferenzen trainieren.Natalie Mair, Institut für Translationswissenschaft Uni Innsbruck
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In globalen Zeiten ist die exakte Kommunikation ein wichtiger Faktor für wirtschaftliche und politische Entscheidungen.

Translationswissenschaft ist eine Studienrichtung, die in jüngster Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Die sich weltweit ausbreitenden wirtschaftlichen Beziehungen erfordern Übersetzungskenntnisse in immer mehr Sprachen. Gleichzeitig haben Krisen wie Covid, der Ukraine-Konflikt oder die Migrationsproblematik den Menschen vor Augen geführt, wie wichtig kulturelle Kommunikation ist, sei es bei persönlichen Verhandlungen, der Übersetzung von Fachtexten oder technischen Anleitungen.

Dementsprechend haben auch die Universitäten reagiert und die Ausbildungsprogramme zeitgemäß angepasst. „Unsere Studierenden erwerben wertvolle Kompetenzen, um Herausforderungen der mehrsprachigen und barrierefreien Kommunikation zu meistern, die die gegenwärtigen globalen und politischen Situationen mit sich bringen. Unsere Absolventen beweisen ihr Können in verschiedenen Bereichen der Sprachtechnologie – Sprach- und Textverarbeitung, Übersetzungstechnologien, multilinguale Informationsextraktion –, in den Feldern Bildung, Wirtschaft, Kultur und Medien, aber auch im Kontext von Flucht und Migration leisten unsere Studierenden einen wertvollen Beitrag“, erklärt Maria Walzer, Student-Communications-Managerin der Uni Wien.

Neue Technologien

Durch die jüngsten Entwicklungen haben sich die Anforderungen in der Übersetzungsbranche extrem geändert. Neben den altbekannten Basics ist nun auch zusätzliches technisches Wissen gefragt – zentraler Bestandteil des Studienprogramms ist die Nutzung von CAT-Tools, CAI-Tools (maschinengestützte Übersetzung) und Plattformen für Ferndolmetschen sowie von anderen translationsrelevanten sprachtechnologischen Programmen. Weitere zentrale Unterrichtsinhalte, erklärt Walzer, seien der Umgang mit und die qualitätsvolle Einbindung von KI-basierten Systemen der neuronalen maschinellen Übersetzung (ein künstliches neuronales Netz für die Erfassung der Zusammenhänge zwischen Ausgangs- und Zielsprache), die damit verbundenen Prozesse der Qualitätssicherung (Datenvorbereitung, Prä- und Post-Editing) sowie aktuelle sprachtechnologische Entwicklungen.

Studienanwärter müssen einiges an Grundwissen mitbringen, um den akademischen Anforderungen zu entsprechen. „Sie benötigen sehr gute sprachliche Grundlagen und Ausdrucksvermögen in schriftlicher und mündlicher Kommunikation in mindestens zwei Sprachen, kulturelle Neugier und Einfühlungsvermögen. Gute Kenntnisse im Umgang mit verschiedenen Medienformaten und (Translations-)Technologien sind ebenfalls wichtig“, sagt Stefan Baumgarten, Leiter des Instituts für Sprachwissenschaft der Uni Graz.

Tätigkeitsfeld: Spiel und Film

Wie in vielen Studienrichtungen geht es auch bei der Translationswissenschaft immer mehr in Richtung Spezialisierung innerhalb des Studiums. Die Anforderungen sind unterschiedlich, beim Simultan- oder Konferenzdolmetschen etwa ist Stressresistenz gefragt, bei schriftlichen Übersetzungen hingegen ist der Arbeitsprozess aufgrund der bereits gut entwickelten Hilfsprogramme etwas entspannter geworden. Neu hinzugekommen ist die Forschung an und Weiterentwicklung von Übersetzungsprogrammen, eine Option für sprachbegabte IT-Spezialisten. „Zu den klassischen Berufsbildern, für die wir am Intrawi ausbilden, haben sich in den vergangenen Jahren durch eine Diversifizierung der Berufsprofile weitere attraktive Möglichkeiten hinzugesellt. Die Tätigkeitsfelder unserer Absolventen reichen vom Fachübersetzen über das Konferenzdolmetschen bei internationalen Organisationen (EU, UNO, OSZE etc.) und vom Kommunaldolmetschen bis hin zum Literatur- und audiovisuellen Übersetzen, wie Filmuntertitelung, Übersetzung von Videospielen oder Audiodeskription“, erklärt Alena Petrova, Leiterin des Instituts für Translationswissenschaft der Uni Innsbruck. Das Bachelorstudium Transkulturelle Kommunikation ist Grundlage für die Masterstudien Übersetzen, Übersetzen und Dialogdolmetschen oder Konferenzdolmetschen bis hin zum Doktor der Philosophie.

Die Karrierechancen nach Abschluss eines der Studien sind vielseitig, meint Baumgarten: „Die Jobchancen sind allgemein sehr hoch, da weltweit der Bedarf an interkulturell und sprachtechnologisch geschulten Experten und Dolmetschern steigt, ebenso der Übersetzungsbedarf an Funktionstexten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2023)

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