Buch der Woche

Virginie Despentes: Am Ende noch ein Glas Weißwein

Ist Versöhnung möglich? Ja, meint Virginie Despentes.
Ist Versöhnung möglich? Ja, meint Virginie Despentes.(c) imago images / Agencia EFE (ANDREU DALMAU; via www.imago-images.de)
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Ist Verständigung über die Gräben unterschiedlicher Gesinnung hinweg möglich? Juli Zeh hat in ihrem Briefroman diese Frage gerade mit Nein beantwortet. Virginie Despentes ist optimistischer: „Liebes Arschloch“ zeigt, wie es gehen könnte. Im günstigsten Fall.

Virginie Despentes provoziert gerne. Auf den PR-Fotos, die seit Jahren in Umlauf sind, trägt sie ein schwarzes Tanktop mit dem Schriftzug von Motörhead, in ihrem linken Mundwinkel hängt eine Zigarette, die schon so weit heruntergebrannt ist, dass wohl bald die Asche auf den Studioboden fallen wird, und überall ist Qualm. Sie hat einen Roman geschrieben, der den Titel „Baise-moi“ trägt, also „Fick mich“, in dem zwei Frauen Opfer von Vergewaltigung werden und daraufhin raubend und mordend durch die Lande ziehen und Männer zu Sex-Objekten degradieren. Sie hat den Roman selbst verfilmt, der Film durfte zeitweise ob der expliziten Szenen nur in Pornokinos gezeigt werden bzw. Kinos, zu denen Jugendliche keinen Zugang haben. Und ihr jüngster Roman heißt „Liebes Arschloch“.

Aber Virginie Despentes ist auch eine Menschenfreundin. Ihre Trilogie „Das Leben des Vernon Subutex“ entwarf eine radikale humanistische Utopie, schuf eine Art Paradies, in der nicht Wolf und Lamm friedlich nebeneinander grasen, sondern der rechte Haudrauf die linke Obdachlose zu Demos begleitet, die strenggläubige Muslima mit der anarchischen Tätowiererin gemeinsame Sache macht, und der Broker mit der ausgeflippten Kellnerin in eine Kommune zieht. Verständnis über alle ideologischen und religiösen Grenzen, über Klassengegensätze hinweg. Geht das? Das Experiment scheitert. Aber schön wäre es doch.

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