Es ist richtig, die Außengrenzen Europas besser zu kontrollieren. Zugleich aber muss die Union die reguläre Einwanderung von Fachkräften erleichtern.
Das war eine Premiere: Noch nie seit dem Krisenjahr vor sieben Jahren ist ein Europäischer Rat, bei dem es um Migration gegangen ist, so harmonisch verlaufen wie jener diesen Donnerstag. Keine Grabenkämpfe zwischen mediterranen Erstankunftsländern und nordeuropäischen Zielländern oder zwischen eher multikulturell geprägten westlichen und ethnisch homogenen östlichen Mitgliedstaaten. Migration ist eine europäische Herausforderung, die als solche eine europäische Antwort erfordert: Das ist zwar eine Binsenweisheit, aber es gab schon Zeiten, in denen die Staats- und Regierungschefs sich nicht einmal darauf einigen konnten.
Natürlich war das Brüsseler Einvernehmen in der Nacht auf Freitag dem Umstand geschuldet, dass die schwierigste Frage nicht einmal ansatzweise erörtert wurde. Wie Asylwerber und in weiterer Folge Asylberechtigte innerhalb der Union auf die Mitgliedstaaten aufgeteilt werden, und ob dies mittels einer verpflichtenden Formel oder in der Hoffnung auf unverbindlichen solidarischen Beistand geschehen soll, muss ein anderes Mal besprochen und entschieden werden. Dann dürften die alten Bruchlinien rasch wieder zutage treten.