Singer-Songwriter

Ian Fisher: So kann man sich die Zunge verbrennen

Singer-Songwriter und Wahlwiener Ian Fisher an seinem Sehnsuchtsort Sizilien.
Singer-Songwriter und Wahlwiener Ian Fisher an seinem Sehnsuchtsort Sizilien. David Johnson
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Ian Fishers neues Album entstand in Sizilien – und erzählt vom Jungsein am Mississippi. Am Samstag präsentiert er es im Stadtsaal. In Innsbruck gibt er Hamlets Geister-Vater.

Wien. Es gibt viele Arten, sich die Zunge zu verbrennen. Etwa diese: Als Teenager war Ian Fisher mit seinen Freunden gern an der Anlegestelle einer Fähre über den Mississippi.

Eines Nachts wollten die Burschen ein Lagerfeuer anzünden, hatten aber nur nasses Treibholz. „Ein Freund schüttete Benzin aus seinem Jeep darüber. Alle wussten, wenn man das anzündet, würde es das Gas rundum ebenfalls entflammen“, erinnert sich Fisher. „Aber ich habe nicht wirklich daran gedacht und einfach ein Streichholz angezündet, und das Streichholz hat die Luft angezündet und die Haare in meinem Gesicht verbrannt – und meine Zunge.“

Der Song, den er damals über das Jungsein geschrieben hat, habe bis heute Gültigkeit. „Ich habe das Gefühl, wir sind alle immer noch in diesem Stadium, egal, wie alt wir sind. Wir testen immer noch unsere Grenzen.“

Freilich, viele würden den Titel „Burnt Tongue“ seines jüngsten Albums eher darauf zurückführen, dass der in Wien lebende Singer-Songwriter aus Missouri den letzten Winter-Lockdown mit Aufnahmen in Sizilien verbracht hat – und dort zu viel an heißer Pizza und Kaffee erwischt habe. Auch das stimmt, sagt Fisher.

Dort, in Modica, wurde aus den Folk-Songs jedenfalls ein deutlich atmosphärischeres Indie-Album, das Fisher am Samstagabend im Wiener Stadtsaal präsentiert. Zu hören ist der Amerikaner derzeit sonst auch noch bis April im Innsbrucker Landestheater, nachdem er zuvor schon im Theater in der Josefstadt in Tschechows „Kirschgarten“ als Musiker auf der Bühne stand. In Tirol hat er für „Hamlet“ Shakespeare vertont und die Kritiker für sich eingenommen. Fisher spielt die Songs live als Geist des ermordeten Königs. „Drei Stunden Blut, Beuschel und E-Gitarre.“ (tes)

Ian Fisher & Band: 12. Februar, 19.30 Uhr, Stadtsaal

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2023)

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