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"Dokus" über Prominente: Ist das alles wirklich wahr?

Pamela Anderson – hier mit ihrem Sohn – erzählt auf Netflix ihre Lebensgeschichte aus ihrer Sicht. Nicht nur sie holt sich via „Doku“ die Deutungshoheit zurück.
Pamela Anderson – hier mit ihrem Sohn – erzählt auf Netflix ihre Lebensgeschichte aus ihrer Sicht. Nicht nur sie holt sich via „Doku“ die Deutungshoheit zurück.(c) Netflix
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Von Harry und Meghan bis hin zu Pamela Anderson: Auf den Streamingplattformen häufen sich die Celebrity-Memoiren. Sie versprechen Authentizität – und bieten PR.

Welchen Sinn hat es, zu existieren, wenn nicht vor der Kamera?“ So sprach Warren Beatty, einst Liebhaber von Madonna, 1991 in hämischem Ton in deren Tournee-Dokufilm „In Bed with Madonna“ (auch bekannt unter dem Titel „Truth or Dare“) – nachdem die Popkönigin sich darin weigerte, das Filmteam während einer HNO-Untersuchung aus dem Zimmer zu schmeißen. Sie habe der Welt so viel von sich gezeigt, warum sollte sie jetzt damit aufhören, fragt sie kokett. Die Sängerin, die über ihre öffentliche Persona, so wild und anarchisch diese anmuten mochte, stets höchste Kontrolle bewahrte, wusste sich zu inszenieren. Und machte kein Geheimnis daraus.

Wenn man so will, ist der Film – der auch von Madonna mitfinanziert und -produziert wurde – eine Art Blaupause für die zahlreichen Celebrity-Dokuserien und -filme, die gerade Netflix und andere Streamingdienste überfluten. Nur, dass diese die Selbstinszenierung, um die es den Stars darin geht, gern hinter einer Pose der Seriosität zu verstecken versuchen – und sich zudem mit dem Versprechen einer völlig unverhüllten, wirklich wahren Wahrheit schmücken: Die Promis zeigen sich hier, so werben sie, nicht nur direkt, intim und verletzlich, in all ihrer ungeschminkten Menschlichkeit, sie erzählen ihre Geschichte auch erstmals „in ihren eigenen Worten“! Und rücken damit „endlich“ ein schiefes, falsches, von Fremden gezeichnetes Bild zurecht.

„Dies ist Harrys und Meghans Geschichte, mit unveröffentlichtem Material aus dem Privatarchiv“: So beginnt etwa die sechsteilige Netflix-Serie, in der das abtrünnige royale Paar darlegt, wie die Öffentlichkeit sein Zerwürfnis mit dem britischen Königshaus einordnen soll. Die Produzenten? Harry und Meghan selbst. Eine Konstruktion, die sie sich vielleicht von Michelle Obama abgeschaut haben: Deren Film „Becoming“, produziert von der Obama-Medienfirma Higher Grounds, folgte 2020 auf ihre gleichnamige Autobiografie.

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