Nordamerikanische Umweltschützer kritisieren die EU scharf. Die Reform der Biomasse-Richtlinie sei ungenügend und leiste der Schwächung der Wälder Vorschub.
115 Umweltorganisationen aus den USA und aus Kanada stellen in einem offenen Brief die EU an den Pranger. Thema ist die Schlussphase der Verhandlungen der Biomasse-Richtlinie (RED III – die dritte Auflage der Renewable Energy Directive, RED). Einer der zentralen Punkte dabei ist die Abwägung, wie Biomasse in der Klimapolitik behandelt werden soll.
Das führt zur grundsätzlichen Frage, ob das Fällen von Jahrzehnte alten Bäumen bei gleichzeitiger Aufforstung als „nachhaltig“ (im Sinne von CO2-neutral) betrachtet werden kann oder dafür sorgt, dass die schiefe Ebene, die die Klimakrise beschleunigt, noch verstärkt werde. Zuletzt haben sich Stimmen aus der Wissenschaft gehäuft, die diese These stärken: Denn die Bindung von Kohlenstoff ist am höchsten im hohen Alter eines Baums. Einen derartigen Baum zu entnehmen, verschärfe den Treibhauseffekt, zumal die Setzlinge, mit denen aufgeforstet werde, Jahrzehnte benötigen, um in gleichem Ausmaß Kohlenstoff zu binden. Diese Rechnung könne nur aufgehen, wenn das Holz des gefällten, alten Baumes in langlebige Produkte gehe – „langlebig“ im Sinne des Baums. Hier könne man Jahrhunderte ansetzen, nicht Jahrzehnte.