Handel

Afrika in den Startlöchern

Aus vom Agrarsektor dominierten Volkswirtschaften sollen Industriestaaten werden – zumindest wenn es nach manchen Regierungen geht.
Aus vom Agrarsektor dominierten Volkswirtschaften sollen Industriestaaten werden – zumindest wenn es nach manchen Regierungen geht.(c) Getty Images/Anadolu Agency
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Nimmt der Handel auf dem Kontinent einmal Fahrt auf, winkt vielen afrikanischen Volkswirtschaften ein massiver Wachstumsschub. Länder wie Ghana bringen sich bereits in Stellung.

Die nigerianische Metropole Lagos steht sinnbildlich für das Bevölkerungswachstum Afrikas. Hat die Stadt heute rund 20 Millionen Einwohner, so wächst sie laut Prognosen im Lauf des Jahrhunderts auf fast 90 Millionen Einwohner an. Und Nigeria wird bereits Mitte des Jahrhunderts die Nummer drei der bevölkerungsreichsten Länder der Welt sein – nach Indien und China. Denn Nigerias Einwohnerzahl wächst aktuell alle 1,5 Jahre um jene Österreichs. Und dennoch spielt das westafrikanische Land – wie fast alle anderen afrikanischen Länder auch – heute eine Nebenrolle, wenn es etwa um Exporte oder Investitionen heimischer Unternehmen geht. 2021 etwa exportierte Österreich Waren im Wert von 165,5 Mrd. Euro in alle Welt. Mit 1,9 Mrd. Euro war der Anteil der Ausfuhren nach Afrika verschwindend klein. Und fast ein Drittel der Afrika-Exporte ging in ein einziges Land: Südafrika.

Warum also zieht es heimische Betriebe nicht stärker nach Nigeria mit seinem rasanten Bevölkerungswachstum? Und warum zieht es sie nicht noch stärker nach Senegal, die Elfenbeinküste, Tansania, Kenia oder Ghana? In diesen fünf Ländern erwarten Experten in den kommenden Jahren nämlich auch für die Wirtschaft spektakuläre Wachstumsraten. Die Gründe sind vielfach. Sie variieren von Land zu Land und reichen von Sicherheitsbedenken über geringe Kaufkraft und fehlende Infrastruktur.

Dass aber auch in vergleichsweise gut aufgestellten Ländern österreichische Betriebe nur spärlich aktiv sind, liegt auch an einem anderen Grund: Afrika ist eben nicht ein „schönes Land“, wie eine Ministerin vor nicht so langer Zeit einmal gesagt hat. Der afrikanische Kontinent besteht – zählt man Westsahara dazu – aus 55 Ländern. Aus 55 Märkten, von denen auch die größten sehr klein sind, im Vergleich etwa mit dem europäischen Binnenmarkt, Nordamerika oder China. Und aus 55 Märkten, die kaum integriert sind. Mit anderen Worten: Investiert ein heimisches Unternehmen etwa in Nigeria, lassen sich von dort die anderen Märkte Westafrikas kaum besser bedienen als von Österreich aus. Wer von Österreich aus nach Nigeria exportiert, spart sich kaum Kosten, wenn er etwa auch das benachbarte Kamerun bedienen will.

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