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Netflix und die Jagd auf 100 Millionen zusätzliche Nutzer

RECORD DATE NOT STATED CHIANG MAI, THAILAND, JULY 26, 2020: Woman hand holding Smart tablet with Netflix logo on Apple i
RECORD DATE NOT STATED CHIANG MAI, THAILAND, JULY 26, 2020: Woman hand holding Smart tablet with Netflix logo on Apple i(c) IMAGO/YAY Images (IMAGO/NATEE MEEPIAN)
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Der Streaming-Anbieter Netflix droht mit rigorosen Sperren bei geteilten Konten. Schon jetzt finden sich im Netz Methoden, die künftigen Kontrollen zu umgehen.

Seit 2014 ist Netflix in Österreich verfügbar und schnell zählte ich ebenfalls zu den Kunden. Doch mit dem immensen Erfolg des Streamingdienstes begann in den letzten Jahren ein unübersichtlicher Wildwuchs solcher Angebote. Einen Überblick zu behalten, welche Plattform welche Serien und Filme gerade im Angebot hat, habe ich längst aufgegeben. Zum Glück gibt es Webseiten, die sich ausschließlich damit beschäftigen. Persönlich schätze ich die Webseite „werstreamt.es“. Einfach die gewünschte Serie eingeben und es werden feinsäuberlich alle Dienste angezeigt und wo sie gerade gratis geschaut werden können. Zumindest dafür gibt es also eine Lösung. Meinen größten Wunsch, über eine App am Fernseher Abos mit nur einem Klick ab- und wieder anmelden zu können, habe ich nach mehreren Gesprächen mit Entwicklern deprimiert ad acta gelegt.

Dann wäre da noch das Problem, dass die Angebote auch monatlich Geld kosten. Disney+ schlägt mit zehn Euro zu Buche, Apple TV+ mit fünf Euro, dann noch Amazon Prime, Paramount+ und zu guter Letzt auch noch Netflix, das je nach Abo-Modell zwischen sieben und 18 Euro kostet.

Da ist man neben den Musik-Streaming-Diensten schnell bei 50 Euro. Ganz ehrlich, nachdem das Angebot mittlerweile so zersplittert ist, bin ich einfach nicht bereit, so viel Geld dafür auszugeben. Daher fand sich schnell eine Lösung: Freunde übernehmen die Kosten für Netflix und wir die von Disney+. Jeder hat sein eigenes Profil.

Alles gut, also? Nun ja, nicht ganz, denn die Rechnung haben wir ohne Netflix gemacht. Hieß es auf Twitter noch vor gar nicht langer Zeit „Liebe ist, wer sein Passwort teilt“, will der Anbieter davon nichts mehr wissen. 100 Millionen Nutzer haben sich laut Netflix zu solchen den Nutzungsbedingungen widersprechenden „Haushalten“ zusammengeschlossen – wohl aus ähnlichen Gründen wie es hier der Fall ist. Aber genau auf diese hat man es abgesehen und will sie zu einem Abo bringen. Den Anfang machen Spanien und Portugal in Europa; Sperren inklusive. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit bis Österreich an der Reihe ist.

Doch Netflix könnte sich mit dieser Zwangsbeglückung ordentlich verkalkuliert haben. Anstatt sich zähneknirschend zu beugen, wird jetzt wohl noch mehr darauf geschaut, ob sich der Dienst samt Angebot noch auszahlt. Zudem finden sich im Netz zahlreiche Vorschläge, wie auch diese Maßnahme umgangen werden kann. Denn technisch ist es nicht sonderlich schwierig und wenn Freunde in der Nähe wohnen, lässt sich die monatliche Abfrage der richtigen IP-Adresse auch einfach mit einem richtig guten Kaffee verbinden – während das Smartphone und Netflix sich den Rest untereinander ausmachen. Oder Netflix verliert einfach einen Kunden.

barbara.steinbrenner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2023)

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