WM-Abfahrt

Vincent Kriechmayr und der Temporausch in der Finsternis

SKI-ALPINE-WORLD-2023-MEN-SUPER-G
SKI-ALPINE-WORLD-2023-MEN-SUPER-G(c) APA/AFP/FABRICE COFFRINI (FABRICE COFFRINI)
  • Drucken

Gelingt dem ÖSV-Star in der Abfahrt von Courchevel wieder ein WM-Coup? Gerade in der umkämpften Königsdisziplin haben es die Titelverteidiger schwer.

Die WM-Abfahrten waren zuletzt eine rot-weiß-rote Medaillenbank, Max Franz eroberte 2017 in St. Moritz Bronze, Vincent Kriechmayr gelang das zwei Jahre später in Åre, und in Cortina d'Ampezzo wurde er zuletzt überhaupt zum Abfahrtsweltmeister gekürt. Doch verteidigen konnte einen solchen Titel in der alpinen Königsdisziplin zuletzt der Schweizer Bernhard Russi (1972). Einem Österreicher gelang dieses seltene Kunststück auch schon: Toni Sailer gewann 1956 in Cortina d'Ampezzo und 1958 in Bad Gastein.

Kriechmayr wird nun in Courchevel (11 Uhr, live ORF eins, Eurosport, ZDF) alles daran setzen, den Coup zu wiederholen. Obwohl er im Vorfeld freilich versuchte, die Erwartungshaltung um ihn herum so gut wie möglich auszublenden. „Druck mache ich mir eh selber. Natürlich will ich auch eine Medaille holen, aber dafür muss ich gut Ski fahren. Alles andere werden wir sehen“, sagte Kriechmayr.

Ein Genuss. Dass die WM-Strecke in Frankreich bei ihm Erinnerungen an die Vertigine-Piste in Cortina weckte, könnte ein Vorbote sein. Und im Vorjahr gewann Kriechmayr beim Weltcupfinale in Courchevel schon Abfahrt und Super-G. Mit dem Super-G am Donnerstag (Platz zwölf) und zwei Abfahrtstrainings am Mittwoch und Samstag hat er erneut Bekanntschaft mit der „L'Éclipse“ (Finsternis) gemacht. „Das Kennenlernen war einmal sehr gut. Die Strecke ist wirklich gewaltig, der Schnee gibt unglaublich viel her. Man kann richtig draufdrücken und kriegt immer was zurück. Zum Skifahren ist es ein Genuss, aber man muss halt dann schon auch am Limit fahren“, erklärte der 31-Jährige, der in dieser Saison drei Weltcupsiege in der Abfahrt feiern durfte, in Gröden, Bormio und Kitzbühel – die überhaupt einzigen Erfolge eines ÖSV-Athleten in diesem ansonsten holprigen Winter.

Kriechmayr selbst betonte artig die Stärke der Konkurrenz, allen voran von Aleksander Aamodt Kilde, der diesen Winter jedes Mal gewonnen hat, wenn Kriechmayr patzte, und bei fünf Abfahrtssiegen hält. Teamkollege Daniel Hemetsberger sei „auch ziemlich heiß drauf“, erklärte der ÖSV-Star und ließ Landsmann Otmar Striedinger nicht unerwähnt. „Und vergessen wir bitte nicht auf Marco Schwarz.“ Der Kärntner verblüffte mit Bestzeit im Abschlusstraining.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

SKI-ALPINE-WORLD-2023-MEN-DOWNHILL
Ski-WM

Marco Odermatt: Abfahrtsweltmeister mit Fabelzeit

Der Schweizer Marco Odermatt rast in Courchevel zu seiner ersten WM-Medaille, und die glänzt nach einer schier fabelhaften Fahrt gleich in Gold. Er siegte in 1:47,05 Minuten vor dem Norweger Kilde (+0,48 Sek.). Marco Schwarz verpasst Bronze um vier Hundertstel.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.