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Warum die Superbowl einen männlichen Artikel hat

Travis Kelce von den Kansas City Chiefs feiert mit der Vince Lombardi Trophy nach dem Gewinn des Super Bowl.
Travis Kelce von den Kansas City Chiefs feiert mit der Vince Lombardi Trophy nach dem Gewinn des Super Bowl.(c) REUTERS (BRIAN SNYDER)
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Die Sieger eines Footballspiels bekommen also eine Schüssel, die männlich ist. Wieso denn das?

Die frankophile Kollegin kostete es Überwindung. In ihren Ohren klang „das Baguette“ jedenfalls furchtbar und falsch. Immerhin ist das längliche Weißbrot im Französischen weiblich, also la baguette. Aber „die Baguette“ im Titel eines Artikels hätte vermutlich viele Leserinnen und Leser verwundert. Nun, erlaubt wäre es jedenfalls, denn sowohl Österreichisches Wörterbuch als auch Duden führen bei Baguette die sächliche und die weibliche Form als korrekt an. Doch irgendwie klingt die Baguette für viele Ohren schräg.

Ein Effekt, der bei gar nicht so wenigen Wörtern auftritt, die aus einer anderen Sprache ins Deutsche übernommen werden. Wenn wir schon beim Französischen sind, gab es da etwa die Partei Front National (die mittlerweile Rassemblement National heißt). Und Front ist im Französischen männlich, das gleich geschriebene deutsche Wort ist dagegen weiblich. Der Front National wirkt also ein bisschen, sagen wir, ungewöhnlich. Bei der Tour de France, die bei den Franzosen auch männlich ist, macht man aber auch keinen Tour daraus.

Im Englischen ist das einfacher, mag man glauben. Immerhin gibt es dort als bestimmten Artikel nur „the“, wo wir der, die und das zur Auswahl haben. Man hat es hier also leichter, weil man dann einfach den Artikel der deutschen Entsprechung eines Wortes verwendet, oder? Nun, fast. Nehmen wir das Wort bowl. Das steht für eine Schüssel. Allein, die Superbowl heißt trotzdem der Superbowl. Weil die vermeintliche Schüssel im konkreten Fall der Pokal ist. Und warum sagt man eigentlich der Coffeeshop? Weder das Geschäft noch das Lokal sind männlich. Ja eh, werden Sie sagen, aber der Laden. Na gut, kaufen Sie Ihren Kaffee halt im Kaffeeladen ein. Vielleicht mit einer Baguette dazu. Möglicherweise bieten sie dort ja auch eine große Schüssel Salat an. Das wäre dann (Achtung, Pointe!) eine Superschüssel!

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2023)

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