Prozess

"Hatte keinerlei Kenntnisse": Markus Braun sagt erstmals im Wirecard-Prozess aus

APA/dpa/Angelika Warmuth
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Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Wirecard-Chef Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Bandenbetrug vor. Braun wies die Betrugsvorwürfe der Anklage zurück. Er habe sich auf eine ordnungsgemäße Buchführung und -prüfung verlassen.

Im Strafprozess um die milliardenschwere Pleite des Zahlungsabwicklers Wirecard hat der Hauptangeklagte Markus Braun die Betrugsvorwürfe der Anklage zurückgewiesen. "Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen", sagte der ehemalige Vorstandschef am Montag vor dem Landgericht München. Er sei stets davon ausgegangen, dass das Geschäft mit Drittpartnern in Asien existiert habe und dass es die Gelder auf den milliardenschweren Treuhandkonten gegeben habe. Er habe sich auf eine ordnungsgemäße Buchführung und -prüfung verlassen.

Der 18. Juni 2020, an dem ein 1,9 Milliarden Euro schweres Loch in der Wirecard-Bilanz bekanntgeworden war, sei für ihn "ein Tag des tiefsten Bedauerns" für Aktionäre und Mitarbeiter und ein "Tag des Schmerzes" gewesen, sagte der Österreicher, der die Firma 18 Jahre lang geführt hatte. Braun ergriff damit in dem Prozess erstmals ausführlich das Wort. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und Bandenbetrug vor. Sie stützt sich auf einen mitangeklagten Kronzeugen, der Braun schwer belastet hat. Brauns Verteidiger hat die Vorwürfe als Lügen zurückgewiesen.

Braun sitzt seit dem Zusammenbruch des Finanzkonzerns vor zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft und hat sich seitdem erst zweimal kurz öffentlich geäußert. In einem Untersuchungsausschuss des Bundestags stellte er sich selbst als Betrugsopfer dar. Zu Prozessbeginn im Dezember hatte er nur seine Personalien bestätigt. Am Montag kündigte Braun an, er wolle seine "ganz persönlichen Wahrnehmungen" und die Geschichte des Unternehmens schildern. Das Landgericht München hat für Brauns Aussage und seine Befragung mehrere Tage eingeplant.

(Reuters)

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