Mode-Hype

Ein großer roter, äh Stiefel?

Am Donnerstag launcht MSCHF ein neues Produkt.
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Big red boots, heißt der neueste Entwurf eines zynischen Kollektivs mit Sitz in New York. Inspiration dürfte man sich aus Cartoons geholt haben, und von der Hässlichkeit der Mode.

Mode muss man nicht verstehen, man soll sie tragen. Vor allem in Zeiten, in denen Karikaturhaftes derart en vogue ist. Abgezeichnet hat sich das seit dem Ankommen des „Ugly Sneaker“, zu Deutsch hässliche Turnschuhe, etwa 2018. Es folgte ein Comeback von Modetrends aus den Nullerjahren, die man einst froh war, los zu sein. Hüfthosen, dünn-gezupfte Augenbrauen, hell-dunkle Blocksträhnchen, die Trainingsanzüge von Juicy Couture (am Po groß und glitzernd das Wort „Juicy“), die ironisch getragen wurden. Praktisch ist das ironische Tragen eines Stücks auch als Schutz vor Stilkritikerinnen: „Ha ha, meine Blocksträhnen sind so schirch (...,aber eigentlich total cool)".

Trägt man Dinge lange genug ironisch, wird daraus aber eine ernste Sache. Das Auge hat sich an das Hässliche quasi gewöhnt, übrig bleibt das Coole. Eine Entwicklung, die dem New Yorker Kunstkollektiv MSCHF in die Karten spielt. Sie sind für ausgeklügelte, lustige Entwürfe bekannt, nehmen immer wieder die Konsumkultur auf die Schaufel. So etwa ein Parfum, das nach Korrosionsschutzspray riecht, die Schriftart „Times Newer Roman“, ein wenig dicker als das Original, „Birkinstocks“, Sandalen aus dem Taschenmodell „Birkin“ von Hermès - die Marken selbst haben damit nichts zu tun. Aktueller Neuzugang: die Big Red Boots (große rote Stiefel).

„Playmobil-Schuach“ 

Ist man viel auf TikTok, Instagram oder Twitter unterwegs, sind einem die klobigen Stiefel wahrscheinlich schon über den Bildschirm gelaufen. Ihre Erscheinung ist, nun ja, cartoonhaft: untenrum kugelförmig, der Schaft schnurgerade bis zur Wade, knallrot und glatt - eigentlich gummiartig - sehen sie aus wie eine unter Zeitdruck gekritzelte Skizze eines Stiefels beim Brettspiel „Activity“. In Österreich könnte man ihn wohl als „Playmobil-Schuach“ bezeichnen. Online wurden sie mit dem Manga „Astro Boy" in Verbindung gebracht, und mit dem Anhängsel namens Boots von „Dora the Explorer“.

Aufgetaucht sind sie diesen Monat in den sozialen Medien, wurden an Größen wie Model Sarah Snyder und Basketballspieler Shai Gilgeous-Alexander gesichtet, von Internet-Größen probiert und zogen das Netz mit ihrer Absurdität in den Bann. Empörung als Köder ist die Spezialität des Kollektivs, ihre größte Angst die Gleichgültigkeit. „Wir haben kein Problem damit, gehasst zu werden“, sagte einer der Gründer vor ein paar Jahren gegenüber „The Times“, „wir wollen nur keine Apathie.“

Auf TikTok wurde der Hashtag #bigredboots schon jetzt mehr als 21 Millionen mal geklickt, nicht alle sind angetan. Ein Scherz ist es aber keiner, erklärt das Kollektiv gegenüber der „New York Times“. Es müsse eben gar keiner sein. Klobiges Schuhwerk erfreut sich sowieso schon an Beliebtheit, zuletzt die fetten Moonboots. Aber auch am Laufsteg gab es ähnlich Klobiges, bei Loewe und Balenciaga zum Beispiel. Am Donnerstag gehen sie in den Verkauf, rechtzeitig zum Fasching für ein Kostüm à la Astro Boy.

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