Morgenglosse

Wie überleben wir den Valentinstag?

Bones and All
Bones and AllYannis Drakoulidis/Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc.
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Die Bedeutung des Valentinstags hat beachtliche Ausmaße angenommen. Für manche Paare ebenso wie für Singles. Aber nur im Kopfkino.

Wer über 35 ist, Single und (noch) nicht so gut allein sein kann, steht am Valentinstag vor einem veritablen Dilemma. Denn die meisten engen Freunde, männlich wie weiblich, leben in einer Beziehung oder sind verheiratet. Ein Großteil hat auch schon Kinder und wohnt irgendwo in der Vorstadt.

Für den Abend des 14. Februar kommen sie also eher nicht infrage. Manche, weil sie diesen Tag zu zweit feiern wollen; manche, weil sie keinen Babysitter finden; manche, weil sie als erwachsene Menschen mit echten Problemen keine Lust haben auf jemanden, der sie an einem Tag, der für sie ein Tag wie jeder andere ist, mit seinem Trennungsschmerz vollheult oder mit belanglosen Geschichten aus seinem Junggesellenleben langweilt.

Ein Single-Freund ist vielleicht eine Option, aber mal ehrlich – was ist trauriger als ein Valentinstag mit zwei Männern, von denen einer nicht allein sein kann? Welche Gesellschaft ist von so jemandem schon zu erwarten? Welche einigermaßen gehaltvollen Gespräche sollen an diesem Abend zustande kommen? Wer diese Erfahrung schon einmal gemacht hat, weiß genau, was ich meine. Ähnliches gilt natürlich für ein Treffen mit einer Single-Freundin.

Was bleibt also übrig – abgesehen von Partys für Singles, die zumeist etwas für Leute auf der Suche nach einer neuen Beziehung sind? Nachdem diese Fragen gestellt sind, fällt mir auf, wie dämlich, überflüssig und larmoyant sie klingen müssen. Was soll dieses ganze Drama um einen Tag, der im tiefsten Winter fast immer auf einen Wochentag fällt und den man selbstverständlich auch als Single mit einem Freund, einer Freundin oder einem befreundeten Pärchen verbringen kann?

Unglaublich, was manche von uns mit sich machen lassen. Warum ausgerechnet ich mir solche Gedanken mache, verstehe, wer will. Ich mache am Valentinstag das, was ich auch an jedem anderen Abend mache, wenn ich nicht Tennis spiele – ins Kino gehen. Diesmal den Horrorfilm „Bones and All“ im Votivkino. Ein Valentinstags-Special als Kontrastprogramm zu Filmen wie „Titanic“, die an diesem Abend in anderen Kinos laufen.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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