Rückkehr

Türen auf, die Staatsoper füllt sich

Jane Fonda schickt Friedensbotschaften aus der Loge
Jane Fonda schickt Friedensbotschaften aus der LogeAPA (ROLAND SCHLAGER)
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Der 65. Wiener Opernball schlägt heuer nach einer längeren Pause eine solidarische Brücke von "Sex and the City" bis Wiener Blut.

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause und zwei Tagen Bohren und Hämmern heißt es jetzt beim 65. Opernball in der Wiener Staatsoper bald wieder "Alles Walzer". Endlich darf in der Oper wieder gekuschelt werden, besonders viel Freiraum bleibt den Gästen am Ball bekanntlich nicht. Gemeinsam mit 5.150 Besucherinnen und Besuchern erstmals unter Staatsoperndirektor Bogdan Rošcic wird auch die Spitze des offiziellen Österreichs teilnehmen.  

Nicht fehlen darf natürlich der Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Um 21.40 stieg er aus dem Auto, zusammen mit seiner Frau Doris Schmidauer - aber ohne Juli, dem Hund, wie die Kommentatoren Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz mit Bedauern feststellen mussten: "Kein WAU-Effekt." Begrüßt wurde das "First Couple", wie man im TV nannte, von Fanfarenbläsern und natürlich dem Hausherrn.

Schmidauer spricht mit Moderatorin Mirjam Weichselbraun über den großen Aufholbedarf bei der Gleichstellung von Frau und Mann: „Es sind immer noch die Frauen, die den Großteil der unbezahlten Arbeit leisten.“ Sie freue sich über die Solidaritätsaktion des diesjährigen Balls, es sei ihr ein Herzensthema. Nach dem Spektakel geht es für das Paar ein paar Tage ins Kaunertal, zur Erholung. Dorthin darf auch Juli mit. Inzwischen auch eingetroffen: zahlreiche Ministerinnen und Minister.

Vor dem ersten Haus am Ring mischte sich auch Klima-Aktivistin Lena Schilling unter die ankommenden Gäste. Ihr Protest kam naturgemäß nicht bei allen gut an. Sie und ihr Begleiter Daniel Shams wurden binnen kurzer Zeit weggeführt. Opernball-Besucher Michael Ostrovski zeigte sich aber solidarisch. Gegen 21 Uhr versammelten sich immer mehr Aktivisten vor der Oper, es kam zu kleinen Rangeleien.

APA (HELMUT FOHRINGER)

Die in früheren Jahren berühmt-berüchtigte Opernball-Demo feierte
am Donnerstagabend ebenfalls ihr Comeback. Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) rief zu einem Protestzug auf, zu der sich kurz vor 19.00 Uhr am Keplerplatz in Favoriten die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer formierten, um dann zur Oper zu marschieren. Das Motto ist ebenfalls wohlbekannt: Marschiert wird unter dem Motto "Eat the Rich" gegen soziale Ungerechtigkeit.

APA (TOBIAS STEINMAURER)

Manch ein Star trat schon früher vor die Kameras, etwa die Hollywood-Schauspielerin Jane Fonda, eingeladen von Baumeister Richard Lugner. Fonda selbst gab bei einer Pressekonferenz am Mittwoch die Unwissende, ihr wäre nicht bewusst gewesen, wohin sie eingeladen wurde: "Ich wäre nicht gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass die OMV Sponsor ist", unterstrich die US-Schauspielerin und Klimaschützerin ihrer Kritik in einem Gespräch mit der APA. Die Staatsoper sei eine "kostbare Perle", die vor solchen Konzernen geschützt werden müsse.

Die Robe der Hollywood-Ikone

Fondas Kleid für den großen Ball musste kurzfristig ausgeliehen werden. Während in der Oper die letzten Vorbereitungen getroffen wurden, empfing Lugner seinen Gast bereits im Grand Hotel - wenn auch mit Verspätung. Für 18.30 Uhr war die Mimin und Aktivistin erwartet, erschienen ist sie in einer weißen Ballrobe erst eine halbe Stunde später. Den zahlreichen Journalistinnen und Journalisten wurde die Wartezeit mit Heurigenmusik verkürzt.

Jane Fonda mit Richard Lugner vor dem Opernball im Grand Hotel.
Jane Fonda mit Richard Lugner vor dem Opernball im Grand Hotel.(c) APA/TOBIAS STEINMAURER (TOBIAS STEINMAURER)

Den Designer oder die Designerin ihres Kleides konnte Fonda nicht nennen. "Ich weiß es nicht. Es gehört ja nicht mir. Ich muss es ja wieder zurückgeben", meinte sie lächelnd vor versammelter Presse. Auch was sie am Abend erwartet, war ihr noch immer nicht ganz klar, so sagte sie es zumindest (wiederholt). "Ich dachte ja, ich gehe in die Oper." Vor dem 65. Wiener Opernball hatte sie ein Wiener Schnitzel. "Ich liebe Erdäpfelsalat", so die Schauspielerin. Auf die Frage, was sie an Österreich am meisten mag, meinte sie: "Die Menschen!" Nach zehn Minuten Präsentation entschwand Fonda wieder. Die Links-Partei beehrte sie trotz einer Extraeinladung nicht.

Die Partei Links hält nahe der Oper auch eine kleine Party ab. Das Motto der kleinen Kundgebung lautet "Punsch the Rich".
Die Partei Links hält nahe der Oper auch eine kleine Party ab. Das Motto der kleinen Kundgebung lautet "Punsch the Rich". (c) APA (TOBIAS STEINMAURER)

Der Kanzler lädt ein

Wir bleiben in der Politik. Wer wird erwartet? Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat den belgischen Premierminister Alexander De Croo zum Ball nach Wien eingeladen. Nehammer und De Croo sprachen am Donnerstag bei dieser Gelegenheit im Rahmen eines Arbeitsgesprächs vor dem Spektakel über aktuelle politische und bilaterale Themen.

Österreich und Belgien seien durch eine lange gemeinsame Geschichte miteinander verbunden, wird in einer Presseaussendung des Bundeskanzleramts betont. Mit einem bilateralen Handelsvolumen von 5,2 Milliarden Euro (2021) zähle Belgien zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Österreichs, auf europäischer Ebene seien Österreich und Belgien in vielen Bereichen gleichgesinnte Partner.

Direktor als Debütant

Es ist der erste Ball unter Staatsoperndirektor Bogdan Roščić, nervös sei er nicht. Angesichts der multiplen Krisen verlieh er dem Fest einen starken Charity-Charakter verlieh und die Position der Opernball-Lady gegen ein Expertenkomitee tauschte. Zu den ehrenamtlichen Mitgliedern zählen die Unternehmerin Nadja Swarovski, die Leiterin des Restaurant "Steirereck", Birgit Reitbauer, und die internationale Event-Planerin Maryam Yeganehfar. Den Besucherinnen und Besuchern des seit Monaten ausverkauften Balls wird erstmals ein "Solidaritätsaufschlag" für in Not geratene Menschen verrechnet. 

5150 Besucherinnen und Besucher werden damit heuer ihren Charity-Beitrag leisten. Eine Eintrittskarte, die selbst Logenbesitzer zusätzlich erwerben müssen, kostete heuer 350 Euro. Einlass ist ab 20.40 Uhr - je nach Geschmack können die Gäste über einen roten Teppich einziehen oder dezent über einen Seiteneingang den Ball betreten.

Insgesamt sind am Ballabend 7230 Personen in der Wiener Staatsoper. Das Jungdamen- und Jungherren-Komitee wird von 144 Paaren gebildet, 16 Paare stehen als Reserve bereit.

Wer sitzt in den Logen?

Das offizielle Österreich kehrt stark auf Opernball zurück. Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird ebenso anwesend sein wie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Von den Grünen kommt Staatssekretärin Andrea Mayer. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bringt Alexander Wrabetz als seinen persönlichen Gast zum Opernball. Bundeskanzler Nehammer wird von seinem belgischen Amtskollegen Alexander De Croo begleitet. 

Die Promi-Quote ist vor allem dank großzügiger Gastgeber dicht: Richard Lugner bringt, wie bereits beschrieben, die 85-jährige US-Schauspielerin und Fitness-Ikone Jane Fonda zum Fest. Auf einen Besuch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen verzichtete sie laut Lugner, da sie sich dafür "in eine Schlange einordnen müsste". Diese Schlange wird von Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger angeführt, der heuer in der Loge des Bundespräsidenten Platz nehmen wird. 

Hollywood-Schauspieler Chris Noth - bekannt als Mr. Big von "Sex and the City" - wird als Ehrengast von Patricia Schalko (Ex-Frau von Milliardär und Immo-Tycoon Georg Stumpf) und ihrem Freund, Rechtsanwalt Tassilo Wallentin als Ehrengast empfangen. In der Loge des Unternehmers Klemens Hallmann und seiner Frau, dem Model Barbara Meier, nehmen unter anderem Regisseur Thomas Roth, Schauspieler Jeff Wilbusch sowie das Paar Michael Ostrowski und Hilde Dalik sowie der Street- und Pop Art-Künstler Niclas Castello Platz.

 Rund um die Oper wirft der Ball schon Tage zuvor seinen Schatten voraus.
Rund um die Oper wirft der Ball schon Tage zuvor seinen Schatten voraus.(c) APA/EVA MANHART (EVA MANHART)

Wer tanzt wozu?

Martin Schläpfer, Staatsballettdirektor, hat zur Musik von Johann Strauß' Walzer "Wiener Blut" eine neue Choreografie gestaltet. Uraufführung der Arbeit für 29 Tanzende ist der 65. Opernball. Für die textile Ausstattung der Tänzerinnen und Tänzer indes sorgte Designerin Susanne Bisovsky. Allgemein steht die Eröffnung des Balls heuer ganz im Zeichen von 100 Jahren Wiener Tanzmusik und Operette. Für den Höhepunkt wurden die beiden Opernstars Camilla Nylund und Andreas Schager gewonnen, sowie Geigerin Lidia Bach. Für die Geschicke des Jungdamen- und Jungheeren-Komitees ist erneut die oberösterreichische Tanzschule Santner unter der Leitung von Maria und Christoph Santner verantwortlich. Einziehen werden die 144 Paare heuer zur "Polonaise A-Dur, op. 40 Nr. 1" von Frédéric Chopin.

Wer moderiert?

Änderungen gibt es 2023 im Line-Up des ORF. Durch den diesjährigen Opernball-TV-Abend führen Mirjam Weichselbraun und Andi Knoll, das ZIB-Moderationspaar Nadja Bernhard und Tarek Leitner, Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz sowie Teresa Vogl.

Opernball im TV

Der ORF überträgt den Höhepunkt der Ballsaison ab 20.15 Uhr rund vier Stunden live in ORF2.

(sh/evdin/APA)

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