Von Kaiser Konstantin bis ins Nürnberg der frühen Neuzeit: Seltsame Dinge am Himmel haben Menschen seit jeher verstört. Auch die Ufos alter Zeiten lassen sich meist natürlich erklären – oder, mit C. G. Jung, als Archetyp deuten.
„Das Mysterium am Himmel wird immer größer“: So raunt kein Verfasser eines fantastischen Romans, so präludiert die gewöhnlich ganz nüchterne Deutsche Presseagentur eine montägliche Meldung. Alle Augen sind gen Himmel gerichtet. Ominöse Erscheinungen über Nordamerika geben Rätsel auf: erst ein Ballon, so groß wie zwei Busse, der sich noch als Vehikel der chinesischen Spionage enttarnen lässt. Aber nun, in rascher Abfolge, drei kleinere Objekte, teils zylinderförmig. Nichts sei da auszuschließen, sagt sogar der Chef des Luftverteidigungskommandos, auch keine Ufos. Mehr hat es nicht gebraucht: Die Foren füllen sich mit wilden Spekulationen.
Die „zylindrischen Objekte“ rufen auch historische Reminiszenzen wach. „Drei fliegende Rohre“ schoben sich schon 1561 vor die aufgehende Sonne über Nürnberg. Eine Stunde lang kämpften sie, Kanonenkugeln abfeuernd, gegen Globen und Kreuze, bis alle Gebilde vor Erschöpfung zu Boden sanken und sich „mit viel Dampf“ auflösten. In Wort und Bild verewigt wurde das „Nürnberger Himmelsspektakel“ auf einem kolorierten Flugblatt, dem Boulevardmedium jener Zeit. Fünf Jahre später berichtete ein Handzettel aus Basel von einer dortigen ähnlichen Schlacht am Firmament, „von allerlei Volkes Augen“ staunend verfolgt.