Valentinstag

Abla Alaoui: Vom Daten auf "Minder"

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Musicalsängerin Abla Alaoui erzählt in einer romantischen Komödie von der Suche nach dem Richtigen, wenn die Familie mitredet.

Eist eine Geschichte, wie sie Hollywood schon vor 20 Jahren mit Filmen wie „My Big Fat Greek Wedding“ mit Humor aufs Tapet gebracht hat: Eine mit 30 zumindest in den Augen der Familie nicht mehr ganz so junge Frau soll endlich verheiratet werden – natürlich mit jemandem aus dem eigenen Kulturkreis.

Abla Alaouis Heldin heißt Amaya, spielt in einer Fernseh-Telenovela namens „Turm der Liebe“ – und stammt aus einer marokkanisch-stämmigen Familie. Die jüngere Schwester ist schon verheiratet, der Bruder verlobt, nun muss endlich für Amaya jemand gefunden werden, weshalb die Familie auf die Idee verfällt, ein Profil auf Minder anzulegen – der muslimischen Variante von Tinder.

„Es hat mich in der Literatur- und Filmlandschaft immer ein wenig gestört, dass die Geschichten, die über religiöse Menschen erzählt werden, immer stark von Klischees und Vorurteilen geprägt sind“, sagt

Abla Alaoui im Gespräch mit der „Presse“ im Café Frauenhuber in der Wiener Himmelpfortgasse. Die Musicaldarstellerin kommt von einer Probe im nahen Ronacher, wo sie im „Glöckner von Notre Dame“ die Esmeralda spielt.

Alaoui ist selbst in einer muslimischen Familie aufgewachsen, „ich bin aber keine Muslima“. Die 32-Jährige weiß, welchen Schmerz es auslösen kann, wenn sich in dieser Frage Wege trennen. Trotzdem: „Das Gefühl der Religion in einer Familie, all die positiven Aspekte, die damit einhergehen – Zusammenhalt, Liebe, Treue –, waren mir immer sehr nah. Mit den Jahren ist mir klar geworden, dass mir die Art und Weise, wie das dargestellt wurde, immer ein wenig fremd vorkam. Als müsste ich mich genieren oder ein schlechtes Gefühl haben über die Art, wie der Islam dargestellt wird.“

„Ganz normale Probleme“

Freilich: „Verständlicherweise“ sei der Islam oft sehr negativ konnotiert, sei bei einigen viel Angst im Spiel. Gleichzeitig sei das nicht die einzige Realität. „Da geht es nicht darum, gewisse Themen auszuklammern, weil ja Klischees immer auf einer Wahrheit beruhen, die aber verfärbt wird. Aber ich dachte, es wäre schön, eine Geschichte über eine Muslima zu erzählen, die ganz normale Probleme hat – beim Dating, im Beruf, mit ihren Freundinnen. “

Diese Geschichte versucht sie nun, mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zu erzählen, „so wie jeder andere auch einer Freundin von Herzschmerzgeschichten erzählt. Wenn der Islam dann dabei eine Rolle spielt, ist das nur ein weiteres Detail“.

Der Wechsel von der Bühne zum Schreiben ist für Alaoui dabei nur scheinbar neu. Es sei ihr immer schon leichtgefallen, Geschichten zu erfinden, sagt sie. „Ich war die, die im Deutschunterricht statt der geforderten acht immer die 14 Seiten geschrieben hat.“ Später schrieb sie für sich, „aber ich wusste nicht, ob das von Wert war. Wenn jemand sagt, er singt, heißt das ja auch nicht, dass man ihn auf die Bühne stellen kann.“

Novizin in „Sister Act"

Aufgewachsen war Alaoui in der Nähe von Frankfurt, ihre erste Hauptrolle spielte sie im Kindergarten – als Pechmarie in „Frau Holle“. „Schon damals fand ich Typecasting fragwürdig“, schmunzelt sie: „Ich wollte unbedingt die Goldmarie sein.“ Auch in der Schule übernahm sie Rollen, sang im Chor, bestritt Wettkämpfe in Gymnastik und Tanz. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass es etwas gibt, das diese drei Leidenschaften verbindet.“

Ihre Musicalkarriere begann sie als Novizin – noch vor Ende ihrer Ausbildung – vor zehn Jahren in „Sister Act“.Nach Wien holten sie die Vereinigten Bühnen erstmals als Nannerl für „Mozart!“, es folgten Rollen in Andrew Lloyd Webbers „Aspects of Love“, „Miss Saigon“ oder vor 10.000 Zuschauern als junge Elisabeth in der konzertanten Version von „Elisabeth“ in Schönbrunn. „Das war so surreal, dass ich gar nicht mehr in dem Maße aufgeregt war, wie ich erwartet hatte.“

„Im Endeffekt lieben wir alle gleich“ 

Die Arbeit an dem sympathischen, leichtfüßigen Roman habe sich als guter Ausgleich zu ihrem Beruf entpuppt. „Ich hatte beim Schreiben das Gefühl, dass ich eine Serie sehe. Ich war selbst gespannt, wie es weitergeht.“ So viel sei verraten: Eine nicht unwichtige Rolle spielt der beste Freund des „Minder“-Heiratskandidaten, ein rothaariger, deutscher Habibi aus dem Schwabenland. Gewidmet hat Alaoui ihre Geschichte „allen, die lieben“: „weil ich das Gefühl habe, da gibt es dann keinen Unterschied zwischen uns Menschen. Im Endeffekt lieben wir alle gleich.“

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