Klosterneuburg

ISTA soll Alternative zu Top-Forschungszentren werden

Der neue Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA), Martin Hetzer,will durch Überwindung der Disziplinengrenzen dem Forschungsinstitut in Klosterneuburg eine eigene Identität geben.

Der neue Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA), Martin Hetzer, sieht Unis wie Oxford und Cambridge als Vorbild, "das ist absolut das, wo wir hinwollen". Er will das ISTA aber auch zu einer "Alternative zu diesen Top-Forschungszentren" entwickeln und durch die Überwindung der Disziplinengrenzen und "Aufbau eines interdisziplinären Forschungsnetzwerks" dem Institut eine eigene Identität geben, sagte er am Dienstag bei seiner Antrittspressekonferenz.

Der 56-jährige Molekularbiologe hat mit Jahreswechsel die Leitung des Forschungsinstituts in Klosterneuburg (NÖ) von Gründungspräsident Thomas Henzinger übernommen. Nach über 20 Jahren wissenschaftlicher Karriere im Ausland kehrte der gebürtige Wiener damit wieder nach Österreich zurück. Seit 2004 war er am The Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (US-Bundesstaat Kalifornien) tätig.

Am Salk Institute habe er nicht nur seine "Begeisterung für das Wissenschaftsmanagement entdeckt", betonte Hetzer. Gefallen hat ihm dort auch "das Konzept der barrierefreien Labors, damit der Austausch zwischen den Disziplinen ungehindert stattfinden kann". Auch am ISTA gebe es "keine Abteilungen und Disziplinen und es ist wichtig, dass das so bleibt".

Wissenschaftler, die „sich frei entfalten können“ 

"Für junge Wissenschafter scheint es mir extrem wichtig, dass sie eine Umwelt finden, in der sie sich frei entfalten können", sagte Hetzer. An etablierten Universitäten und Forschungseinrichtungen würden sie aber oft "in einzelnen Disziplinen eingesperrt". Als junge Einrichtung habe das ISTA hier "ein unglaubliches Potenzial, Leute aus der ganzen Welt anzuziehen". Mit diesen sollen am Institut "eigene Forschungsbereiche entwickelt werden, die es sonst nirgends gibt". Wichtig ist ihm dabei, dass das nicht von oben herab mit einer Organisation festgelegt wird, "was ich möchte ist, dass das alles aus der Forschung selbst entsteht". So könne man eine "eigene Identität schaffen, die sich von anderen Instituten unterscheidet".

Das bisher verfolgte Konzept des ISTA, bei der Anwerbung von Wissenschaftern auf die besten Köpfe und nicht auf das Fach zu setzen, ist für Hetzer ein Erfolgsrezept, das er auch bei der geplanten Verdoppelung der Forschungsgruppen von derzeit 75 auf 150 bis 2036 verfolgen möchte. Er wolle dabei "ganz mutige Wissenschafter anziehen, die unkonventionelle Ansätze nehmen, ihren eigenen Weg ins Ungewisse gehen und die Bereitschaft haben, über Fächergrenzen hinaus zu forschen". Dadurch würden komplett neue Ideen entstehen, "und die werden uns eine Identität geben, die uns klar von anderen Instituten unterscheidet, mit wissenschaftlichen Fragestellungen, die es sonst nirgendwo gibt".

Hetzer hielt auch ein Plädoyer für die "neugiergetriebene Wissenschaft, die keine Grenzen kennt". Oft werde gefragt, ob man nicht mehr auf angewandte Forschung setzen sollte, wo die Ziele viel klarer seien. "Aber wenn wir aufhören, diese neugiergetriebene Forschung zu betreiben, werden wir bald nichts mehr haben, was wir anwenden können", so Hetzer. Dennoch will er sich neben "Science" verstärkt auch auf "Technology" konzentrieren, die das Institut im Titel trage. "Das sind zwei Dinge, die Hand in Hand gehen müssen, und durch Technologie werden wieder neue Welten eröffnet."

Hetzer will Skepsis gegen Wissenschaft aufbrechen

Hetzer will auch als ISTA-Präsident selbst forschen, wobei er sich gegen die Einordnung seiner Arbeit als "Altersforschung" wehrt. "Ich bin eigentlich in der Gesundheitsforschung, ich möchte verstehen, was es uns ermöglicht, gesund zu bleiben. Das ist etwas, das trivial klingt, aber wissenschaftlich nicht gut verstanden wird." Bisher habe man sich vor allem damit beschäftigt, was krank mache, und zu wenig damit, was es ermögliche, gesund zu bleiben. Der Molekularbiologe verwies dabei auf die Corona-Pandemie: "Natürlich sind dadurch Millionen Leute gestorben, aber es sind auch Millionen Leute mit derselben Viruslast gesund geblieben - das muss man untersuchen."

Im Zusammenhang mit dem in Österreich weit verbreitetem Desinteresse an Wissenschaft, das auch mit einer gehörigen Portion Skepsis dagegen gepaart ist, sieht Hetzer eine Herausforderung darin, wie wissenschaftliche Inhalte in eine Erzählstruktur gebracht werden können, die auch verstanden und nachvollzogen werden können. Die ISTA-Vizepräsidentin für Science Education, Gaia Novarino, verwies auf die vielfältigen Aktivitäten des Instituts in der Wissenschaftsvermittlung. Eine Besonderheit in Österreich sieht sie im mangelnden Vertrauen in die Wissenschaft. "Wir müssen dieses Vertrauen wieder herstellen, und vermitteln, dass Wissenschaft ein langer Prozess ist, die Methoden dafür kompliziert sind und wenn wir etwas verstehen, das ein Teil ist, aber nicht das vollständige Bild".

(APA/DPA)

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