Studie

Zu spät oder ohne Hose: Wovon Arbeitnehmer träumen

Fabry
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Schlaf dient unter anderem dazu, die Eindrücke vom Tag zu verarbeiten. So macht auch der berufliche Alltag an der Bettkante nicht halt.

Bei Nacht kann es schon mal dazu kommen, dass der Traumjob zum Jobtraum wird: Ob die Präsentationsfolien vergessen werden, die Kernaspekte des neuen Projekts - oder gar die Hose. Während sich einige nach dem Aufstehen nicht mehr daran erinnern können, nutzen andere häufig Suchmaschinen, um Antworten zu finden. Primär darauf, wie ihre Träume zu deuten sind. Zumindest, wenn man der Auswertung von cvapp.de Glauben schenkt. Sie zeigt: Mit einem jährlichen Suchvolumen von 2,400 Anfragen beschäftigen sich die meisten damit, zu spät zur Arbeit zu kommen.

Das sei nicht verwunderlich, sagt auch Neurowissenschaftler Martin Dresler, der am Donders Institute in den Niederlanden forscht, denn: „Im Traum können wir Verhaltensweisen ausprobieren und erlernen, die uns in der Zukunft helfen.“ Dieses Phänomen sei auf die Evolution zurückzuführen, betont er, denn wer im Schlaf einen Säbelzahntiger besiegt, sei auch im realen Leben besser darauf vorbereitet, „Fressfeinde“ abzuwehren. 

Nachdem Arbeitskollegen zumeist nicht als „Fressfeinde“ angesehen werden, handeln die Träume eher davon, sich Herausforderungen zu stellen. Die meisten Suchanfragen beziehen sich darauf, mit stressigen Situationen im Büro zurechtzukommen. Darüber hinaus wird 840 Mal pro Jahr nach einem Grund dafür gesucht, warum von ehemaligen Kollegen geträumt werde. Oder, an fünfter Stelle, weshalb die Hose zu Hause vergessen wurde. „Träume helfen uns dabei, mit Ängsten besser umzugehen, uns auf Klausuren oder Herausforderungen im Job vorzubereiten“, sagt die Psychologin Brigitte Holzinger vom Institut für Bewusstseins- und Traumforschung in Wien.

Arbeitsplatz kann auch nur Schauplatz sein

So sei es auch nicht überraschend, dass gleichrangig - mit je 240 Anfragen - danach gesucht wird, ersetzt oder gar ausgeraubt zu werden. Auch die Furcht davor, am Schreibtisch einzuschlafen, ist groß. Sowie auch die Lust, romantische Begegnungen mit Mitarbeitenden zu erleben.

Generell passiere es zwar häufig, vom Job zu träumen, um gefährliche oder risikoreiche Situationen zu simulieren, meint der Traumforscher Antti Revonsuo. Aber nicht alle Träume, die den Arbeitsplatz als Schauplatz haben, müssen arbeitsbezogen sein. „Sie können sich auch einfach an dem Ort abspielen, der am meisten mit unserem Alltag in Verbindung gebracht wird“, beschwichtigt Inbaal Honigman, die an der Umfrage mitgewirkt hat.

Jeder fünfte Traum hängt mit der Arbeit zusammen

Neben kleinen Studien wie dieser, zeigt die großangelegte Online-Befragung des Central Institute of Mental Health bereits 2020, dass jeder fünfte Traum mit aktueller oder früherer Arbeit zusammenhängt. Jobs, die als stressiger empfunden werden, beeinflussen auch den Inhalt stärker, geht daraus hervor. Zurückzuführen sei dies unter anderem darauf, dass der „emotionale Ton“ der arbeitsbedingten Träume im Zusammenhang mit Stress und mit verbundenen Emotionen im Wachleben steht.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der 1695 Teilnehmenden, dass das Berufsleben einen tiefgreifenden Einfluss auf das Träumen hat – selbst dann, wenn ein Arbeitgeber bereits vor vielen Jahren verlassen wurde. Verstärkt werden diese Erkenntnisse durch die Kontinuitätshypothese des Träumens, also der Annahme, dass Träume das Wachleben sogar widerspiegeln.

>>> cvapp.de

(red/est)

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