Kunstlicht

Die Türkei braucht jetzt ihren Ai Weiwei

Die Presse/Clemens Fabry
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Kunst schafft Erinnerung: Die politische Schuld an der Katastrophe des Sichuan-Erdbebens von 2008 bleibt uns bis heute wegen der Kunst des chinesischen Aktivisten Ai Weiwei unvergessen.

Alles, woran die Welt sich erinnern soll, ist: Meine Tochter hat sieben Jahre lang glücklich gelebt.“ Das schrieb 2008 eine Mutter über den Verlust ihrer Tochter. Sie war bei dem großen Erdbeben in Sichuan ums Leben gekommen. Bei dem durch die verantwortungslose Bauweise von staatlichen Schulen über 5200 Kinder sterben mussten. Die Mutter hatte diesen Satz dem chinesischen Künstler Ai Weiwei geschrieben. Er hatte damals begonnen, Zahlen und Namen dieser Kinder zu sammeln, also Daten bereitzustellen, die das Regime vertuschen wollte.

Mit 9000 Schulrucksäcken in unterschiedlichen Farben ließ Ai Weiwei den Satz dieser Mutter wenig später auf die Fassade des Münchner Hauses der Kunst schreiben, wo er 2009 eine Einzelausstellung hatte. Es sollten noch viele weitere eindringliche Werke folgen, mit denen er an diese Erdbebenkatastrophe erinnerte. Fast 90.000 Opfer mussten gezählt werden. In allen Retrospektiven dieses mittlerweile berühmtesten zeitgenössischen Künstlers sorgen diese Werke dafür, dass sie nie vergessen werden.

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