TV-Notiz

"Tschän" und die ORF-Debütanten am Opernball

Im Bild v.l. Tarek Leitner, Nadja Bernhard, Mirjam Weichselbraun, Teresa Vogl und Andi Knoll
Im Bild v.l. Tarek Leitner, Nadja Bernhard, Mirjam Weichselbraun, Teresa Vogl und Andi Knoll ORF (Roman Zach-Kiesling)
  • Drucken
  • Kommentieren

Der ORF war mit einem neuen Ensemble in der Oper im Marathoneinsatz. Andi Knoll ist Alfons Haiders Erbe angetreten. Seine lockere Zunge hat der Sache gutgetan.

„Toi toi toi“ und ein langsames Wangenbussi zum Abschied, damit beendete Alfons Haider das Interview mit seiner früheren Amtskollegin Mirjam Weichselbraun am 65. Wiener Opernball. Als Erinnerung gab es unvergessliche Videoschnipsel aus vergangenen Ballberichten, die schon deshalb unvergessen sind, weil sie verlässlich wie der Fasching alle Jahre wiederkommen. Den Neuen, den Debütanten wünsche er Glück, sie sollen den Opernball auch genießen können, so wie er neben „Mirjam". 

Nach 25 Jahren und zwei pandemiebedingten Aussetzern wurde Haider also aus dem Staatsballbericht abgezogen und durch den Moderator Andi Knoll ersetzt, dessen Gesicht man als Stimme hinter dem Eurovision Song Contest kennt. Bekanntestes Zitat: "Jetzt hat uns die den Schas gewonnen". In dieser Klangfarbe rauschte Knoll auch durch die volle Oper, unterhielt sich mit Ballbesuchern „Ihr seids' jetzt nicht eine von den Gstopftn", foppte nervöse Debütanten und traf sich mit Bürgermeister Michael Ludwig in der Loge Nummer sieben, wo er Rapid-Präsident Alexander Wrabetz mit Vereinsfarben und anderen Mustern verwirrte. Bei all dem hat sich Knoll gut geschlagen. 

v.l. Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe
v.l. Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe ORF (Roman Zach-Kiesling)

Wortspenden aus dem Off

Wer seinen Job offenbar nie verlieren wird, sind die „Container-Boys“, die „Muppets" Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe. Mit Wortspenden ("Du Tschän, ich Sascha") beteiligten sie sich am Charitygedanken des Balls. Haha. Und auch, wenn die Brille des einen schon absturzgefährlich tief an der Nasenspitze saß, behielten sie stets den Überblick, sollten sich einmal wieder Moderatoren im Gewusel aus den Augen verlieren („Tarek, wo bist du?").

Apropos. Da hätte man glauben sollen, dass sich die ZiB-Kollegen Nadja Bernhard und Tarek Leitner, auch sie waren neu am Ball, als eingespieltes Duo erweisen würden. War aber nicht so. Zumindest anfangs. Während beide vor der Eröffnung durch die Räume des Hauses zogen, Geschichte abarbeiteten, des Kaisers Spechtelfenster suchten, auf einer Türklinken-Mission verstecktes Elfenbein fanden, tanzten sie nicht im Takt, um ein Bild aus der Ballsprache zu strapazieren. Im Laufe der folgenden vier Walzerstunden wurden sie dann etwas wärmer mit ihrer Arbeitssituation, spätestens beim Kaiserschmarrn to go (oder aus Togo?) hatte man sich an sie gewöhnt. 

Tarek Leitners schärfster Moment aber war sicher das Interview mit FDP-Chef Christian Lindner, für den Finanzminister Magnus Brunner heuer in seiner Loge Platz machte. Leitner fragte ihn, ob er sich am Ball das schlechte Berliner Wahlergebnis schöntrinke. Ein bisschen verschnupft verwies der auf seine Fastenkur bedingte Nüchternheit. (Wen er noch abblitzen ließ, >> lesen Sie hier.)

„Austern sind einfach schirch“

Flott wie immer war Mirjam Weichselbraun unterwegs, sie traf im Influencer-Eck auf Christl Clear und Michi Buchinger, die ihren geheimen Vorrat an Taschen-Schnaps mit ihr teilen wollten. Das nahm sie genauso professionell auf ("Das ist mein Untergang"), wie ihre Kollegin Kristina Inhof die Austernverkostung, nach der sie grau wurde. Für Weichselbraun eine klare Sache, das Auge esse ja mit und „Austern sind einfach schirch“.

Gar nicht schirch fand Richard Lugners viel besprochene Stargast Jane Fonda übrigens den Ball, sie war am Ende sogar recht angetan. „Ich habe noch nie 5000 Tänzer auf einem Haufen gesehen. Ich bin froh, dass mich Herr Lugner eingeladen hat“, gab sie gegenüber Nadja Bernhard zu. Der Massenwalzer ließ sie offenbar das OMV-Sponsoring kurz vergessen. Offenen Protest gab es innerhalb der Oper nur von dem Schauspieler-Paar Michael Ostrowski und Hilde Dalik. Kurze Erklärung: „Schau her, ob ich am Würstelstand steh’ oder am Opernball, ich bin immer für das Klima“, so Ostrowski.      

Mit der allgemeinen Desorganisation der Quadrille endete dann die Übertragung des 65. Wiener Opernballs. Staatsoperndirektor und Gastgeber-Debütant Bogdan Roščić war hochzufrieden. Das Fest fand er fantastisch, den Weg dahin nicht ganz so. "Es war pures Chaos, aber wir haben getan, was zu tun war und jetzt ist eben Opernball." 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Modisch war viel los bei Maria Santner, vielleicht zu viel.
Stilkritik

Kleider am Opernball: Modestadt wird Wien keine mehr

Wien ist anders, aber modeaffin? Wohl eher nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Jane Fonda schickt Friedensbotschaften aus der Loge
Rückkehr

Türen auf, die Staatsoper füllt sich

Der 65. Wiener Opernball schlägt heuer nach einer längeren Pause eine solidarische Brücke von "Sex and the City" bis Wiener Blut.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.