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Lieferengpässe bremsen Airbus

An employee checks the engine at the A320 family final assembly line of Airbus factory in Tianjin
An employee checks the engine at the A320 family final assembly line of Airbus factory in TianjinReuters
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Airbus steigert Umsatz und Gewinn, leidet aber unter Lieferengpässen. Die Aktie legte nach den Zahlen dennoch zu.

Die Engpässe in den Lieferketten bremsen den weltgrößten Flugzeugbauer Airbus weiter. Konzernchef Guillaume Faury verschiebt den geplanten Ausbau der Mittelstreckenjet-Produktion deshalb weiter in die Zukunft. 2022 steigerte Airbus seinen Umsatz trotz der Probleme um 13 Prozent auf knapp 58,8 Mrd. Euro. Unterm Strich blieb mit 4,25 Mrd. Euro um rund ein Prozent mehr Gewinn übrig als im Jahr davor, wie der Konzern am Donnerstag bekannt gab.

Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legte im abgelaufenen Jahr um 16 Prozent auf 5,6 Mrd. Euro zu und übertraf damit sowohl das Ziel des Managements als auch die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten.

Für 2023 fasst Faury einen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns auf rund sechs Mrd. Euro ins Auge. Der freie Barmittelzufluss vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinanzierungen dürfte jedoch deutlich zurückgehen: Die Airbus-Führung rechnet mit rund drei Mrd. Euro, nachdem der Konzern 2022 hier fast 4,7 Milliarden erreicht hatte.

Die leichte Gewinnsteigerung im abgelaufenen Jahr gelang, obwohl Airbus wegen absehbar steigender Kosten für den Militärtransporter A400M fast eine halbe Milliarde Euro zur Seite legte. Den Anteilseignern des Konzerns winkt nun eine höhere Dividende: Die Ausschüttung soll im Vergleich zum Vorjahr von 1,50 auf 1,80 Euro je Aktie steigen – und damit etwas stärker als von Analysten geschätzt.

Produktion verzögert sich

Der Ausbau der Mittelstreckenjet-Produktion verzögert sich aber etwas. Die Rekordrate von monatlich 75 Jets aus der Modellfamilie A320neo soll nun erst 2026 erreicht werden und damit ein Jahr später als ursprünglich geplant. Auch für das laufende Jahr plant der Manager vorsichtig. Faury rechnet mit der Auslieferung von rund 720 Verkehrsflugzeugen – und damit so vielen wie ursprünglich schon für 2022 angepeilt. Da hatte der Konzern wegen fehlender Teile und anderer Probleme netto nur 661 Maschinen geschafft.

Der Finanzmarkt reagierte zunächst dennoch positiv. Die Airbus-Aktie stieg kurz nach dem Handelsstart um zwei Prozent. Branchenexpertin Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies zeigte sich von den Airbus-Finanzzahlen des vergangenen Jahres in der Früh positiv überrascht. Auch der Geschäftsausblick stimme zuversichtlich, abgesehen von der Prognose für den freien Barmittelzufluss.

Weniger begeistert zeigten sich die Analysten der Schweizer Großbank UBS. Diese blieben bei ihrer Verkaufsempfehlung und dem Kursziel von 105 Euro für die Aktie, die am Donnerstagnachmittag um 123 Euro gehandelt wurde. Die Jahresziele seien schwach, was insbesondere für den Barmittelzufluss gelte, schrieb Analyst Ian Douglas-Pennant. Auf Letzterem dürfte auch der Fokus der Anleger liegen. Das Schlussquartal 2022 sehe derweil besser aus als erwartet, vor allem was die Marge im Bereich Verkehrsflugzeuge angehe.

Mit der Anpassung der Produktionspläne fügt sich Airbus-Chef Faury den Realitäten. „Wir passen unsere Produktion den Lieferkapazitäten an“, sagte der Chef des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns bei der Vorlage der Jahresbilanz für 2022 am Donnerstag in Toulouse. Die Lieferkette habe sich nicht so schnell erholt wie erwartet.

Nach dem Einbruch des Flugverkehrs zu Beginn der Coronapandemie und der finanziellen Notlage vieler Airlines hatte Airbus seine Flugzeugproduktion im Jahr 2020 deutlich gedrosselt, dann aber wieder ein gutes Stück hochgefahren.
Schon Anfang Dezember hatte Faury angekündigt, die Produktionspläne für die stark gefragte A320neo-Reihe noch einmal zu überarbeiten. Jetzt wurde er konkret: Die Produktionsrate von monatlich 65 Jets soll nun erst Ende 2024 erreicht werden, nachdem er den Plan im vergangenen Sommer bereits auf Anfang 2024 verschoben hatte.

Vor allem bei der A320neo-Familie sitzt Airbus auf einem prall gefüllten Auftragsbuch. Die Produktion ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Wer heute einen solchen Jet bestelle, erhalte ihn frühestens im Jahr 2029, hatte Verkaufschef Christian Scherer im Jänner erklärt. Konkurrent Boeing aus den USA kämpft unterdessen mit hausgemachten Problemen bei mehreren Flugzeugtypen, seit sein Konkurrenzmodell 737 Max ab März 2019 nach zwei tödlichen Abstürzen rund 20 Monate lang weltweit nicht abheben durfte.

Nachfrage nach Jets wächst

Dabei hat die Nachfrage nach neuen Jets nach dem Einbruch in der Coronakrise längst wieder angezogen. „Dank des zunehmenden Flugverkehrs und der Rückkehr der Airlines zu ihren langfristigen Flottenplanungen konnte sich die Branche 2022 weiter erholen“, sagte Faury. Erst diese Woche bestellte die Fluggesellschaft Air India auf einen Schlag insgesamt 470 Maschinen bei den beiden großen Herstellern und landete damit den größten Flugzeugkauf der Luftfahrtgeschichte. Der größte Teil des Auftrags ging mit 250 Jets an Airbus.

(DPA/b.l.)

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