Statt für eine Mietpreisbremse wie in der Schweiz plädiert der in St. Gallen lehrende Ökonom Christian Keuschnigg für eine Stützung jener Haushalte, die das brauchen.
Die Presse: In Österreich werden Mieten in der Regel mit der vollen Inflationsrate angehoben, in der Schweiz nur zu 40 Prozent. Sollte Österreich dem Schweizer Modell folgen?
Christian Keuschnigg: Das würde ich nicht einfach so unterschreiben. Natürlich muss es ein Anliegen sein, allzu große Preisschwankungen zu vermeiden. Und aus Sicht des Mieterschutzes ist es auch sehr positiv. Aber es ist ein Preiseingriff. Und der Preis hat eine wichtige Steuerungsfunktion – auch beim Wohnungsmarkt. Wenn der Preis also zu lange gekappt wird, dann sendet das negative Angebotssignale aus. Dann gibt es noch mehr von der Knappheit, die eigentlich beseitigt werden soll. In der Finanzwirtschaft hat man in den vergangenen Jahren stark über finanzielle Repression geklagt. Wenn die Inflation ständig zu einer Realentwertung des Mietzinsertrags führt, ist das ähnlich.