Literatur

Ein Bestatter ohne Leichen

„Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ hat nun wieder über 1000 Seiten.
„Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ hat nun wieder über 1000 Seiten.(c) IMAGO/Hartenfelser (IMAGO/Peter Hartenfelser)
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Karl Ove Knausgårds neuer Roman wirkt, als wären dem Autor vom vorigen Buch zwei Figuren übrig geblieben.

Knausgård, das weiß man, füllt gerne viele Seiten. Das war bei der sechsteiligen Reihe „Mein Kampf“ so und auch beim voriges Jahr erschienenen Roman „Der Morgenstern“ – ein Werk, das episch all seine Figuren ausbreitete, und in das man sich gern fallen ließ, ein Buch wie ein Bällebad. Das Einzige, was beim Treibenlassen störte, war der penetrante metaphysische Überbau. „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ hat nun wieder über 1000 Seiten. Der Roman steht, heißt es, in „innerem Zusammenhang“ mit dem Vorgängerband beziehungsweise geht diesem voraus: Was ist geschehen, bevor Raubvögel auf die Tische von Innenstadt-Cafés herabsausten, Krebse in den Wald auswanderten und am Firmament dieser viel zu helle Himmelskörper auftauchte, dessen Existenz kein Wissenschaftler zu erklären vermochte?

Zunächst einmal ist im Jahr 1986 ein junger Mann mit Namen Syvert vom Wehrdienst nach Hause gekommen und hat nicht recht gewusst, was anfangen mit seinem Leben. Studieren? Ja, schon. Aber das Semester hat bereits begonnen. Arbeiten? Es gibt kaum Jobs. Fußballspielen? Das macht ihm noch am meisten Spaß. Und weil die Tage nicht wirklich ausgefüllt sind, was zum Teil etwas langatmig erzählt wird, gerät er ins Sinnieren: „Die Welt lag außerhalb von uns, war etwas, worin wir uns befanden. Dass wir sie sehen konnten, bedeutete, dass sie in uns war. Das bedeutete es zu sehen, musste es nicht so sein, dass die Welt in uns war? Wenn sie nur außerhalb war und nichts von ihr in uns hineindringen würde, wäre doch alles dunkel. Für Gehör und Geruchssinn galt das Gleiche. Alles führte etwas von außen nach innen.“ Das ist nun so viel geschwurbelt, dass man fast übersehen könnte (und vermutlich ist dem Lektorat genau das passiert), dass der dritte Satz überhaupt keinen Sinn ergibt.

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