Bilanz eines brutalen Angriffs

Wenn Streumunition ein Dorf zerstört: So erlebe ich den Krieg

Nichts wie raus aus Irpin. Nur mit den allernötigsten Habseligkeiten machten sich die Menschen im März über eine zerstörte Brücke auf den Weg aus einer der Vorstädte Kiews.
Nichts wie raus aus Irpin. Nur mit den allernötigsten Habseligkeiten machten sich die Menschen im März über eine zerstörte Brücke auf den Weg aus einer der Vorstädte Kiews.AFP via Getty Images
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Erstaunlich clever organisierte die Ukraine vom ersten Tag an die Gegenwehr gegen Russland. Die Geschichte eines Krieges, bei dem auch ich als Reporter unter Beschuss geriet.

In Kramatorsk schneite es leicht an diesem Donnerstag, dem 24. Februar vorigen Jahres, als der russische Angriff auf die Ukraine begann. Um fünf Uhr morgens rissen wuchtige Detonationen mehrerer russischer Raketensprengköpfe die Bewohner der Stadt im Osten der Ukraine aus dem Schlaf. Die Angriffe zielten auf den Flughafen des ukrainischen Militärs. Im Laufe des Tages heulten dann immer wieder die Alarmsirenen. Läden, Supermärkte und Restaurants waren geschlossen, die Straßen menschenleer. Nur an Tankstellen, Bankautomaten und Apotheken gab es lange Schlangen.

„Gestern war alles noch normal und friedlich“, sagte Lara, eine Hotelangestellte, wie abwesend, als nahe das Ende der Welt. „Nun herrscht plötzlich Krieg, und niemand weiß, was noch Schreckliches auf uns zukommt.“ Es war ein fürchterlicher Schock, als Lara und die 43 Millionen Ukrainer an jenem Tag im Februar mitten im Krieg aufwachten. Nichts war mehr so wie zuvor. Russische Raketen prasselten auf ukrainische Städte und Dörfer nieder. Russische Panzer rollten auf Kiew, Charkiw und Sumy zu. Die Menschen flohen aus ihren Wohnungen, richteten sich in Metrostationen und Kellern ein.

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