Am Herd

Jetzt sollen wir also plötzlich Vollzeit arbeiten? 

Es ist noch nicht lang her, da wurden Mütter, die mit kleinem Kind ganztags arbeiten gingen, scheel angesehen. Und jetzt sind sie plötzlich schuld, wenn die Wirtschaft nicht brummt?

Ich habe Teilzeit gearbeitet. Ziemlich lang. Anders wäre es nicht gegangen, also für mich, aus verschiedenen Gründen. Unter anderem bin ich nach acht Stunden im Büro einfach zu müde und zu schnell genervt, um Vokabeln abzufragen, um Trost zu spenden, weil die Franziska wieder einmal nicht mehr Marlenes Freundin sein will, oder um einen Streit darüber zu schlichten, wer von den Kindern welche Seite vom Hendl mit einer Paprika-Öl-Mischung bepinseln darf. Ich bin übrigens auch zu müde, um noch Bouldern zu gehen oder eine Ausstellung zu besuchen.

Eigentlich will ich nur in der Badewanne liegen und Sudoku lösen.
Ich weiß, es gibt energiegeladenere Menschen, ich kenne und bewundere sie, aber gar nicht so wenige sind wie ich. Und ich frage mich wirklich, wo wir in dieser ganzen Teilzeit-Diskussion bleiben, die allen Ernstes davon ausgeht, dass jede Mutter und jeder Vater, Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen vorausgesetzt, 40 Stunden arbeiten und sich quasi nebenbei um ein, zwei, drei Kinder kümmern kann. Als brauchte es dafür nur ein bisschen Organisation und Quality Time, als wäre der Alltag mit kleinen und ein bisschen größeren Kindern nicht per se chaotisch, voll mit Anfällen, weil die Schuhbänder sich nicht so binden lassen, wie sie sollen, mit am Morgen vor der Matheschularbeit verschollenen Zirkeln und mitternächtlich vollgespiebener Bettwäsche (Entschuldigung, ein Trauma).

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