Mein Montag

Hört auf damit, ständig eine Entschuldigung zu fordern!

Gebts euch die Hand und seids wieder gut... geh bitte!
Gebts euch die Hand und seids wieder gut... geh bitte!(c) Michaela Bruckberger
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Das „Gebts euch ein Bussi und seids wieder gut“ hat schon in der Kindheit genervt.

Es gehört zu den Ritualen im politischen Betrieb und ist doch eine Floskel, die vor allem nervt. So wie „xx fordert xy zum Rücktritt auf“, das in 99 Prozent der Fälle nie zu einem tatsächlichen Rücktritt führt, ist auch dieses ständige Fordern einer Entschuldigung zur hohlen Phrase verkommen, die man ähnlich oft auspackt wie Pressesprecher am Ende ihrer Aussendung das unsägliche „so xy abschließend“.

Eine Entschuldigung bei Wahlvolk, politischen Gegnern oder wem auch immer kann man so jedenfalls nicht erzwingen. Und selbst wenn, viel mehr Qualität als ein „wenn sich jemand durch meine Aussage betroffen fühlt, tut mir das leid“ wird man in der Regel doch ohnehin nicht bekommen. Darin steckt so viel Wahrhaftigkeit wie bei zwei streitenden Kindern, die einander mit gesenkten Köpfen gegenüberstehen und ein „Tschuldigung“ murmeln, nachdem die Erwachsenen sie dazu aufgefordert haben. Womöglich noch schlimmer in der Variante „Gebts euch ein Bussi und seids wieder gut!“.

Erwarten wir uns das von politischen Entscheidungsträgern oder sonst irgendjemandem im öffentlichen Leben wirklich? Na schönen Dank! Abgesehen davon, dass man sich aus sprachlicher Sicht gar nicht entschuldigen, sondern nur um Entschuldigung bitten kann. Aber gut, das sieht man heute nur mehr als sprachliche Spitzfindigkeit.

Eine Entschuldigung kann man nicht erzwingen – ganz ähnlich wie auch Vertrauen. Das erwirbt man sich durch seine Taten. Nicht durch ein „Vertrauen Sie mir!“. Die Bitte um Entschuldigung muss aus dem Inneren kommen, wenn man eingesehen hat, dass man sich falsch verhalten hat. Ob man das durch das floskelhafte „Da ist jetzt aber eine Entschuldigung fällig“ wirklich erreicht? Ich habe da meine Zweifel. Aber gut, damit genug geschimpft. Es gibt wichtigere Dinge zu tun. In diesem Sinne, entschuldigen Sie mich bitte . . .

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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