IAEA-Bericht

Inspektoren entdeckten fast waffentaugliches Uran im Iran

Archivbild der IAEA-Flagge vor dem Hauptquartier in Wien.
Archivbild der IAEA-Flagge vor dem Hauptquartier in Wien.REUTERS
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Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mit Sitz in Wien berichten, dass Teheran Uran auf 84 Prozent angereichert habe. Der Iran dementiert.

Inspektoren der UNO-Atomaufsicht haben Diplomaten zufolge im Iran auf 84 Prozent angereichertes Uran gefunden, was einer Atomwaffentauglichkeit sehr nahekommt. Es sei nun zu klären, ob es durch eine technische Panne zu der Anreicherung gekommen oder ob es Absicht gewesen sei, sagte einer der Diplomaten am Montag der Nachrichtenagentur Reuters und bestätigte damit einen Bericht der Agentur Bloomberg. Teheran dementierte.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) habe den Iran um eine Erklärung gebeten. Die IAEA mit Sitz in Wien teilte mit, sie führe Gespräche mit der Führung in Teheran über die jüngsten Erkenntnisse. Der Iran bestreitet Mutmaßungen, Atomwaffen bauen zu wollen und erklärt stets, dass sein Atomprogramm nur der Energieerzeugung diene. Seit April 2021 reichert das Land Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent an. Zum Bau von Atombomben ist auf rund 90 Prozent angereichertes Uran notwendig.

Iran spricht von möglichen technischen Problemen mit Zentrifugen

"Bisher haben wir keinen Versuch unternommen, über 60 Prozent anzureichern", sagte der Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, Behrus Kamalwandi, am Montag laut der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA. Das Vorhandensein von Partikeln mit einer Anreicherung von mehr als 60 Prozent bedeute nicht, dass es eine Produktion mit einer Anreicherung von mehr als 60 Prozent gebe.

Möglicherweise sei das hoch angereicherte Material durch technische Probleme beim Betrieb der Zentrifugen entstanden, sagte ein Diplomat. Dies sei bereits in der Vergangenheit geschehen. Anfang des Monats hatte die IAEA allerdings den Iran kritisiert, weil er es versäumt habe, über eine "wesentliche" technische Änderung bei den Zentrifugen zur Anreicherung von Uran auf bis zu 60 Prozent in der Anlage Fordow zu informieren. Laut Diplomaten kann der Iran mit dieser Änderung schnell auf einen höheren Anreicherungsgrad umschalten.

Atomvertrag würde 3,67 Prozent als Schwellenwert vorsehen

Im derzeit auf Eis liegenden Internationalen Atomabkommen mit dem Iran war 2015 in Wien für die Urananreicherung ein Schwellenwert von 3,67 Prozent vereinbart worden. 2018 stiegen aber die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen aus und forderten strengere Maßnahmen. Daraufhin zog sich auch der Iran schrittweise zurück und schränkte die Inspektionen seiner Anlagen ein.

Die Aussichten auf eine Wiederbelebung des Abkommens sind derzeit angesichts der Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen wegen der Niederschlagung der regierungskritischen Proteste in der Islamischen Republik und des russischen Krieges gegen die Ukraine schlecht. Die Fortschritte des Iran bei der Uran-Anreicherung erhöhen den Druck zusätzlich.

Die österreichischen Grünen regierten empört. "Die Atomindustrie in Iran ist außer Kontrolle geraten", erklärte Martin Litschauer, Anti-Atom-Sprecher der Partei. "Wir brauchen einen Atomwaffenverbotsvertrag und einen Ausstieg aus der Atomindustrie aller Staaten, nur so kann die globale Sicherheit gewährleistet werden." Auch für den Iran sei eine Energiewende mit 100 Prozent Erneuerbarer Energie möglich, verwies Litschauer in einer Aussendung auf ein Solarprojekt in Saudiarabien.

(APA/Reuters/dpa)

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