Wiener Konzerthaus

Concertgebouw im Konzerthaus: Befreite Melodien und schreckliche Mechanik

Jubel für die Geigerin Lisa Batiashvili und das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester unter Paavo Järvi mit Beethovens Violinkonzert und Prokofjews Fünfter.

Eine Art Höllenballett ist das, ein Spitzentanz auf glühenden Kohlen: Den zweiten Satz von Prokofjews fünfter Symphonie treibt eine bizarr-dämonische Motorik an. Auf kapriziöse Virtuosität versteht sich das Concertgebouw-Orchester – aber da ist noch mehr, wenn Paavo Järvi am Pult steht. Kündigt sich nach dem Mittelteil mit seinem Geisterwalzer die Wiederkehr des rastlosen Beginns an, geschieht das zunächst noch in gemessenem Tempo: Die Trompeten klappern in Achtelnoten, bis sie sich in tiefer Lage endlich ans Hauptthema herantasten. Ist das alles, was in dieser Passage steckt? Nein: Bei Järvi hat sie etwas täppisch Stockendes, ja Dummes – und das auf grandios enthüllende Weise. Man fühlt sich in die Amtsstube eines sowjetischen Apparatschiks versetzt, der buchstabierend dahinterzukommen versucht, was denn nun dieser Komponist da geschrieben habe und ob es auch brav regimetreu sei . . .

Prokofjews Fünfte zählt zu den Werken, bei denen, entsprechende Brillanz vorausgesetzt, der Erfolg so gut wie sicher ist. Umso besser, dass sich Järvi und Concertgebouw bei ihrem umjubelten Gastspiel damit nicht begnügt haben. Präzision versteht sich beim Besuch aus Amsterdam von selbst, ist aber nicht Selbstzweck. Markig, satt und an den Spitzen der breit aufgefächerten Dynamik durchaus auch exzessiv tönt diese Lesart.

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