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Sport+ wird eingestellt: Wie der ORF 300 Millionen Euro sparen will

Simon Helberg, Jim Parsons, Johnny Galecki, Kaley Cuoco & Kunal Nayyar Characters: Howard Wolowitz, Sheldon Cooper, Leon
Simon Helberg, Jim Parsons, Johnny Galecki, Kaley Cuoco & Kunal Nayyar Characters: Howard Wolowitz, Sheldon Cooper, Leon(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-images.de)
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Laut ORF-Chef Roland Weißmann wird sich das ORF-Angebot künftig am „Kernauftrag“ orientieren. Nicht dazu gehört neben Sport+, Flimmit und Fidelio das RSO. Er sehe derzeit „keine Möglichkeit“, das Orchester weiter zu finanzieren.

Wie ein Schachspiel, bei dem die Kontrahenten uneinig sind, wer zuerst ziehen muss: So wirkte die Lage in den Verhandlungen zwischen ORF und der Bundesregierung am Montag. Vertreter des ORF-Stiftungsrats hatten schon am Wochenende erklärt: Zuerst müsse feststehen, wieviel Geld wirklich eingespart werden muss; dann erst sei es sinnvoll, sich auf Sparmaßnahmen festzulegen.

Ganz umgekehrt sieht es offenbar Medienministerin Susanne Raab (ÖVP), die ja einen „harten Sparkurs“ vom ORF fordert. Aus ihrem Ministerium war am Montag zu hören: Man wolle zunächst das Sparpaket prüfen und bewerten, das ORF-Generaldirektor Roland Weißmann vorlegen werde. Dieses müsse am 23. März vom Stiftungsrat abgesegnet werden. Dann erst werde die Regierung entscheiden, wie die Finanzierung des ORF künftig geregelt wird. Das stehe auch nicht fest. Es sei gar nicht fix, dass die Gebührenfinanzierung – die der Verfassungsgerichtshof als verfassungswidrig befunden hat – durch eine Haushaltsabgabe ersetzt wird. Möglich sei weiterhin auch eine Finanzierung des ORF aus dem Budget. Alle Zahlen, die nun kolportiert werden, seien Spekulation. In die Verhandlungen müssten auch die Bundesländer eingebunden werden, schließlich landet ein Teil der GIS-Gebühren bisher dort.

RSO: „Wir werden kämpfen!“

So war am Montag Generaldirektor Weißmann am Zug. Er hatte zuerst einem Sonderfinanzausschuss des Stiftungsrates seine Sparpläne präsentiert. Wie sehen die nun aus? Weißmann sprach von einer „Vielzahl an Maßnahmen“ – von moderaten Gehaltserhöhungen bis zu Einsparungen bei Sachkosten. Damit werden sich aber die 300 Millionen Euro, die bis 2026 eingespart werden sollen, nicht erreichen lassen. Deshalb soll sich der ORF seiner Ansicht nach künftig auf seinen „Kernauftrag“ konzentrieren. Sprich: Alles, was nicht im gesetzlichen öffentlich-rechtlichen Auftrag festgeschrieben ist, könnte dem Sparstift zum Opfer fallen. Allen voran das Radio-Symphonieorchester. „Ich sehe derzeit keine Möglichkeit, das Orchester zu finanzieren“, so Weißmann.

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Noch bevor Weißmann vor Journalisten seine Vorschläge skizzierte, meldete sich Angelika Möser, die künstlerische Leiterin des Rundfunk-Symphonieorchesters, zu Wort: „Wir werden kämpfen!“, sagte sie. Tatsächlich ist die Absicherung des RSO im ORF-Gesetz seit 2013 abgelaufen. Möser will sich in den Wochen bis zum entscheidenden Stiftungsrats-Plenum am 23. März für den Erhalt des Orchesters stark machen. Weißmann betonte zwar mehrmals, man sei erst am Beginn eines Budgetprozesses – seine Aussagen bezüglich RSO waren aber mehr als deutlich. Er werde aber „jede Maßnahme unterstützen, dass das RSO weitergeführt werden kann“ – es bleibt also die Hoffnung, dass das Orchester von anderer Seite finanziert werden könnte.

Sport+ wird eingestellt, ORF III bleibt

Klar ist für Weißmann auch, dass ORF Sport+ „mittelfristig“ als linearer Sender eingestellt wird. Der Sender erreicht nur eine Reichweite von durchschnittlich 236.000 Zuschauern täglich. Die Berichterstattung über Randsportarten soll künftig im Programm von ORF 1 US-Kaufserien wie „Big Bang Theory“ ersetzen, die seit dem Siegeszug der Streamingangebote ohnehin keine Quotenbringer mehr sind. Positiver Nebeneffekt: Damit könnte der ORF auch den Anteil an Eigenproduktionen steigern. Gleichzeitig soll ORF Sport+ künftig als digitales Angebot über die geplante Streamingplattform des ORF laufen. Vorausgesetzt, die geplante Digitalnovelle des ORF-Gesetzes, an der in Raabs Ministerium derzeit auch gearbeitet wird, ermöglicht dem Öffentlich-Rechtlichen entsprechende Angebote.

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Der Info- und Kulturspartensender ORF III (er hat eine Tagesreichweite von 882.000 Zuschauern) steht laut Weißmann hingegen „nicht zur Disposition“. Sehr wohl gestrichen werden die Video-on-Demand-Plattform Flimmit und das Bezahl-Klassikportal Fidelio, die beide finanziell nicht so reüssieren konnten, wie man es sich beim ORF erhofft hatte. Man habe sich „jahrelang bemüht“, diese beiden Angebote aufzubauen, so Weißmann. Sie gehörten aber auch „nicht zum Kernauftrag“ und sollen in den künftigen Digitalangeboten des ORF aufgehen.

Insgesamt ergeben all diese Sparmaßnahmen im Programm allerdings maximal ein Sparvolumen von 60 bis 75 Millionen Euro – also weit weniger als die angekündigten 300 Millionen Euro. Weißmann wollte jedoch keine weiteren Details nennen – betonte aber, dass man sich erst am Anfang eines Budgetprozesses befinde. Nun ist wohl wieder die Regierung am Zug.

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