Morgenglosse

Herbert Kickl und Karl Nehammer: Asche aufs Haupt zum Politischen Aschermittwoch?  

Die Chefs von ÖVP, Karl Nehammer, und FPÖ, Herbert Kickl, treten heute Abend bei ihrem jeweiligen Politischen Aschermittwoch im verbalen Parallelslalom an - und wohl auch in Parallelwelten.

Die Flecken der genauso Rum-gesättigten wie fließfreudigen Marillenmarmelade auf dem weißen Hemd sind noch nicht beseitigt. Sie stammen vom Krapfen, der in der Redaktion gefühlt seit 1848 am Faschingsdienstag bereitgestellt wird. Mehr soll  nicht verraten sein. Wir wollen uns nicht der Verletzung des Redaktionsgeheimnisses schuldig machen.

Heute also der Tag danach, der Aschermittwoch. Ascherwie? Ascherwas? Mit ihm hat die Fastenzeit begonnen. So viel wird vielen auch dort bewusst sein, wo das Christentum einem Eisberg im Klimawandel gleich vor sich hinschmilzt. Also in Österreich.

Dass bei den Messen dieses Tages das Aschenkreuz von Priestern oder von diesen Beauftragten (auch Frauen!) auf die Stirn gezeichnet wird, ist wahrscheinlich auch noch präsent. Ja? „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“, heißt es bei diesem Akt. Weniger gebräuchlich mittlerweile ein Satz aus dem Buch Genesis: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“. Ob wir Heutige mit der Erinnerung an unsere Vergänglichkeit und, ja, sprechen wir es aus, unseren Tod verschont bleiben sollen? Da hat sich die vermeintlich so rückschrittliche und unzeitgemäße Kirche zu sehr an die Zeit angepasst, die Sterben und Tod ausblendet, wo immer es nur geht.

„Aschenkreuz to go“ für Eilige

Zeitgemäß, diesmal durchaus positiv gemeint, agiert die Kirche auch bei den Orten des Spendens des Aschenkreuzes. In mehreren Städten wird heute „für Eilige“, wie es halb entschuldigend heißt, ein „Aschenkreuz to go“ außerhalb sakraler Bauten angeboten. Am Wiener Hauptbahnhof beispielsweise (Raum der Stille, 6.30 - 19 Uhr) oder im Schatten des Wiener Stephansdoms (Quo vadis, Stephansplatz 6, 12 - 18 Uhr). Gelungene Beispiele dafür, wie es gelingt, mitten im Leben auf  Menschen zuzugehen, niederschwelligst, oder für sie einfach nur da zu sein. Dafür braucht es Fantasie und ein Minimum an Mut, sicher nicht ein ausdrückliches Go aus Rom oder großartige Kirchenreformen – was immer man darunter verstehen mag.  

Nehammer und Kickl in Parallelwelten

Apropos was immer man darunter verstehen mag. Das führt uns ohne Bruch zum „Politischen Aschermittwoch“. Eine Österreich bis heute irgendwie fremd gebliebene Tradition, die aus Bayern importiert wurde. Da treten im verbalen Parallelwettbewerb und sicher auch in Parallelwelten Bundeskanzler Karl Nehammer in seiner Rolle als ÖVP-Chef und FPÖ-Chef Herbert Kickl in seiner Rolle als FPÖ-Chef heute Abend zeitgleich in Klagenfurt und in Ried auf.

Ob sie dabei ein Aschenkreuz tragen werden? Der eine oder andere Grund dafür, Asche aufs Haupt zu streuen, wäre bei Karl Nehammer und (bei aller Äquidistanz vor allem) Herbert Kickl schon vorstellbar. 

Es wird aber nicht das Aschenkreuz sein, das die beiden Herren am Aschermittwoch tragen werden. Es wird doch wohl eher der Bierkrug sein.    

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