Staatsoper

Staatsoper: Idealer Tristan, wütende Isolde

Staatsoper/Michael Pöhn
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Andreas Schager und Nina Stemme beeindrucken in „Tristan und Isolde“ durch ihre Ausdauer - in Calixto Bieitos Inszenierung, in der Sehnsucht, nicht Liebe im Mittelpunkt steht.

Zwei käfigartige Quader, die vom Schnürboden hängen – gerade so weit voneinander entfernt, dass Tristan im einen und Isolde im anderen einander nicht berühren können: Calixto Bieitos Inszenierung von Wagners „Handlung in drei Aufzügen“ arbeitet mit Metaphern anstelle von Aktion. Für ihn steht Sehnsucht, nicht Liebe im Mittelpunkt. Die düstere und reduzierte Bildsprache, die er für „Tristan und Isolde“ wählte, sorgte bei der Premiere im April für Buhrufe.

Auch bei der sechsten Aufführung am Montag wurde klar, dass manche seiner Ideen zwar Eindruck machen, aber keine fünf Stunden tragen. Brangäne lässt er mit einem großen Messer Fische schuppen, mit dem sich Tristan später die Pulsadern aufschlitzt und in den Bauch sticht. Dass in den Bühnenboden Bassins mit knöcheltiefem Wasser integriert sind, erzeugt zwar schöne Reflexionen im Hintergrund, bleibt aber Fremdkörper. Auf den Liebestrank verzichtet Bieito völlig. Und dass Tristan zu seinem bedeutungsschwangeren Text im 2. Akt eine Tischlampe ein- und ausschaltet, persifliert die Tiefe dessen, was Wagner vermitteln wollte. So hantelt man sich von Idee zu Idee, bis hin zum Finale am weißen Esstisch, der - zumindest ist Bieito konsequent- zu groß ist, als dass die Hände von Tristan und Isolde einander im Tod erreichen würden.

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