Opernkritik

Staatsoper: „Fidelio“, eine schwere Prüfung

Stimmliche Enttäuschungen in der Wiederaufnahme von Beethovens Oper unter Axel Kober.

„O schwere Prüfung!“, klagt Florestan – und muss sie auch sängerisch bestehen. Die düstere große Kerkerszene des Tenors beginnt mit einem dramatischen Ausbruch und wird gefolgt von einer stellenweise fast atonalen Gesangslinie, die die Qualen des Ausgezehrten verdeutlicht. In einer lyrischen Arie gedenkt er dann entschwundener Freuden – und gerät schließlich in einen Fiebertraum vom rettenden Engel Leonore. Das alles war, zumindest diesmal, zu viel verlangt von Brandon Jovanovich. Bei seinen mehrfach scheiternden Aufstiegen zum hohen B krächzte er sich auch noch in eine Heiserkeit hinein, die einen befürchten ließ, das Stück müsste vorzeitig und tragisch enden. Ein Wunder fast, dass er nach so erheblichen Problemen noch mit Anstand über die Runden kam.

Aber war es der Leonore wesentlich besser ergangen? Anja Kampe hat sich im Herbst in Berlin unter Thielemann erstmals an alle drei Brünnhilden im „Ring“ gewagt – mit einem Achtungserfolg, der nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sie ihre Stimme dafür bis an die Grenzen fordern musste. Im „Fidelio“ bezahlt sie offenbar mittlerweile die Zeche dafür: Schmelz und Rundung sind dahin, die Höhe erfordert erhebliche Anstrengung, Atemzäsuren reißen Löcher in die Phrasen, das vokale Fundament fehlt.

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