Künstliche Intelligenz

Nvidia profitiert vom KI-Boom

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DOUNIAMAG-US-LIFESTYLE-IT-CES-NVIDIAAFP via Getty Images
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Der Prozessorenentwickler Nvidia ist einer der größten Konzerneder Welt. Nach den jüngsten Zahlen sprang die Aktie hoch, obwohl es durchaus Schwierigkeiten gibt.

„Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln!“ Dieser Spruch geht – wie viele Börsenweisheiten – auf die Investorenlegende André Kostolany zurück. In einem Fall befolgen die Anleger den zweiten Teil des Rats ganz offensichtlich: Sie kaufen Nvidia-Aktien. Der Goldrausch, das ist in diesem Fall der Durchbruch von künstlicher Intelligenz. Die Goldgräber, in die man investieren könnte, wären Google, Microsoft oder Meta. Die Schaufel ist Nvidia.

Das Unternehmen entwickelt und designt Grafikprozessoren und Chipsätze für PCs, Server und Spielkonsolen. Eigene Fertigungsstätten hat Nvidia nicht. Technik von Nvidia wird aber auch für Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI) eingesetzt. Dabei gibt es Partnerschaften mit Anbietern von Cloud-Diensten oder Autoherstellern wie Mercedes.
Autonomes Fahren, Roboter, KI – Nvidia steht für Zukunft. Die Aktie hat sich in den vergangenen Jahren zum Anlegerliebling emporgeschwungen.

Auf Fünfjahressicht hat sich der Kurs mehr als vervierfacht. Mit einer Marktkapitalisierung von 510 Milliarden Dollar ist Nvidia mittlerweile der siebentgrößte Wert im S&P 500 (nach Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Berkshire Hathaway und Tesla). Im Kürzel „FANGMAN“, das für die aussichtsreichsten Technologiewerte steht, weist eines der beiden „N“ auf Nvidia hin (das andere auf Netflix).

Ärger mit Ethereum

Im Vorjahr hatte Nvidia jedoch mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Der PC- und der Gaming-Markt schwächelten. Kryptowährungen wie Ethereum, für dessen Herstellung man Grafikkarten von Nvidia benötigte, brachen ein und waren nicht mehr so gefragt, dann stellte Ethereum auch noch auf eine andere Herstellungsmethode um. Die Anleger mussten zusehen, wie der Aktienkurs von Nvidia abbröckelte. Er lag zuletzt noch immer um fast ein Viertel unter dem Rekordhoch von Ende 2021.

Doch seit Oktober 2022 geht es wieder bergauf, seit Jahresbeginn hat die Aktie um 50 Prozent zugelegt, allein nach der Präsentation der jüngsten Bilanzzahlen am Mittwochabend stieg sie nachbörslich zeitweise um neun Prozent an.

Dabei waren die Zahlen gar nicht so gut. Es gab im Schlussquartal (per 29. Jänner) Rückgänge bei Umsatz und Gewinn. Der Umsatz fiel im Jahresvergleich um 21 Prozent auf sechs Milliarden Dollar, der Gewinn um 53 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Doch übertraf Nvidia damit die Erwartungen der Analysten. Im Gesamtjahr legte der Umsatz marginal auf 26,97 Mrd. Dollar zu, der Gewinn fiel um 55 Prozent auf 4,37 Mrd. Dollar.

Dabei lief vor allem das Geschäft mit Rechenzentren gut, während das mit Grafikkarten stark rückläufig war. Der nun größte Nvidia-Bereich Rechenzentren wuchs im Schlussquartal im Jahresvergleich um elf Prozent auf 3,62 Milliarden Dollar. Nvidia will nun verstärkt auf den Trend künstliche Intelligenz setzen und seine Ressourcen durch Partnerschaften mit großen Anbietern von Cloud-Diensten breiter verfügbar machen, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

So soll Nvidia-Infrastruktur in Rechenzentren von Google oder Microsoft installiert werden. Dies könne den Einsatz von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz wie dem aktuell populären Text-Automaten Chat GPT in Firmen beschleunigen. Die Berechnung solcher KI-Modelle sei in den vergangenen zehn Jahren eine Million Mal schneller geworden, betonte Huang. „Wir sind zweifelsfrei in einer neuen Computer-Ära.“

Nvidia setzt auch auf das Autogeschäft und arbeitet etwa mit Mercedes beim autonomen Fahren zusammen: Ziel ist es, die Funktionen des teilautonomen Fahrens auch bei Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern zu ermöglichen. Dabei sollen die Chips von Nvidia zum Einsatz kommen, welche eine höhere Rechenleistung versprechen. Von der Partnerschaft erhofft sich Mercedes-Benz schnellere Entwicklungszyklen und niedrigere Kosten; dafür sollen die Erlöse aus dem Geschäft mit autonomen Diensten geteilt werden.

Wetter-Zwilling und XBox

Mit der Deutschen Bank will Nvidia eine Partnerschaft eingehen, um die Nutzung von KI im Finanzsektor auszubauen. Im Gaming-Bereich hat Nvidia etwa ein Zehnjahresabkommen mit Microsoft unterzeichnet: Microsoft will demnächst den Spielehersteller Activision Blizzard übernehmen, und Nvidia soll bei der Adaption von dessen Spielen auf der XBox helfen. Mit dem Rüstungskonzern Lockheed Martin arbeitet Nvidia an einem digitalen Zwilling für die globalen Wetterverhältnisse, zusammen mit Dell baut man an einem System, das Unternehmen ermöglichen soll, mit künstlicher Intelligenz ihre Abläufe zu verbessern.
Das ist die Geschichte, bei der Anleger dabeisein wollen. Allerdings: Mit einem dreistelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis ist Nvidia auch für ein Technologieunternehmen sehr ambitioniert bewertet.

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