Gastkommentar

Die Stimmungsmacher gegen Holz

Anstatt die Nutzung von Bioenergie zu fördern, überlegt die EU, sie einzuschränken. Wie ist das möglich?

Der Autor:

Christian Rakos (* 1959) ist Präsident der World Bioenergy Association. Einige seiner bisherigen beruflichen Stationen waren die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die Österreichische Energieagentur und seit 2005 ist er Geschäftsführer von ProPellets Austria.

Fossile Energie wirft astronomische Gewinne ab. So mag es nicht verwundern, dass manche Energiekonzerne gegen besseres Wissen jahrelang systematisch Desinformationen über den Klimawandel verbreitet haben, um ihr Geschäftsmodell zu schützen. Merkwürdig ist allerdings, dass einige Umweltorganisationen in den vergangenen Jahren groß angelegte Kampagnen gegen die nachhaltige Nutzung von Holz als Energiequelle umsetzen und dabei ähnliche Strategien anwenden.

Es steht außer Frage, dass die Nutzung von Bioenergie nachhaltig sein muss, um nicht selbst zum Problem zu werden. Aber anstelle eines qualifizierten Dialogs über Nachhaltigkeitsanforderungen wird alles darangesetzt, die Nutzung von Holzbrennstoffen zu diskreditieren und nach Möglichkeit durch politische Beschlüsse in Brüssel überhaupt zu verhindern.

Der schlechte Ruf von Holz

Am häufigsten wird dabei die „von immer mehr Wissenschaftlern“ behauptete negative Auswirkung der Holznutzung für den Klimaschutz ins Treffen geführt. Die scheinbar einleuchtende Begründung ist, dass ein Baum hundert Jahre benötigt, um zu wachsen, und es deswegen auch hundert Jahre dauern würde, bis das CO2 wieder gebunden ist. Tatsache ist, dass in einer nachhaltigen Waldwirtschaft nicht mehr geerntet wird als nachwächst. Bedeutet: Die 80.000 Kubikmeter Holz, die in Österreich täglich nachwachsen, würden schon morgen wieder nachgewachsen sein, wenn sie heute geerntet werden würden. Der Weltklimarat, in dem Tausende Wissenschaftler zusammenarbeiten, hat auch in seinem jüngsten Bericht festgehalten, dass die Nutzung von Bioenergie eine essenzielle Rolle für den Klimaschutz spielt.

Die USA und Rumänien werden gern als Negativbeispiele angeführt. Tatsache ist, dass in Rumänien mehr als doppelt so viel Holz pro Jahr zuwächst wie geerntet wird. Fast die gesamte Pelletproduktion in Rumänien erfolgt aus Sägespänen und die betreffenden Betriebe achten minutiös darauf, dass kein Holz aus Naturschutzgebieten verarbeitet wird, in denen keine Holzernte erlaubt ist. Auch die angebliche Waldvernichtung in den USA für die Pelletproduktion ist ein stetig wiederkehrendes Kampagnenthema. Tatsächlich wächst in der angesprochenen Region, dem Südosten der USA, nachweislich Jahr für Jahr mehr Holz nach als geerntet wird. Die Pelletproduzenten verarbeiten insgesamt nur vier Prozent der Holzernte.

In den nächsten Wochen soll in Brüssel die Direktive für erneuerbare Energien beschlossen werden. Bis zum Schluss wird darum gerungen, ob und in welcher Weise die Nutzung von Bioenergie in Europa eingeschränkt werden soll – in einer Situation, in der Russland uns den Gashahn zudreht, die Folgen der Klimaerhitzung immer deutlicher sichtbar werden und Bioenergie die mit Abstand wichtigste erneuerbare Quelle für Raumwärme in der EU darstellt. Wie ist das möglich?

Die amerikanische Packard Foundation gibt an, zwischen 2017 und 2024 rund 40 Millionen Dollar für Kampagnen gegen Bioenergie auszugeben. Auf den veröffentlichten Spendenlisten finden sich die aktivsten Umweltorganisationen, die gegen Bioenergie agitieren. Wer zusätzliche Beiträge zu den Mitteln der Packard Foundation geleistet hat, bleibt im Dunkeln. Sicher ist, dass Öl- und Gaswirtschaft wohlwollend zusehen oder im Hintergrund vielleicht doch mitzahlen, damit Umweltorganisationen weiter gegen die Energiewende und den Klimaschutz kämpfen, im Glauben, dass sie Wälder schützen.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2023)

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