Streitbare Politologin Guérot wegen Plagiatsvorwurf gekündigt

Gerade in der Corona-Pandemie war die Politologin in vielen Talkrunden zu sehen. Wo sie interessante Fragen stellte, aber auch plakative Halbwahrheiten brachte.
Gerade in der Corona-Pandemie war die Politologin in vielen Talkrunden zu sehen. Wo sie interessante Fragen stellte, aber auch plakative Halbwahrheiten brachte.Die Presse (Clemens Fabry)
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Oft sah man Ulrike Guérot in den vergangenen Jahren in Talkshows, viele rieben sich an ihren Meinungen zu Corona und zuletzt zu Russland. Sie will gegen die Kündigung vorgehen.

Die umstrittene Politikwissenschafterin Ulrike Guérot hat nach eigenen Angaben wegen eines Plagiatsvorwurfs die Kündigung von der Universität Bonn erhalten. "Die @unibonn hat mir wegen Plagiat in einem nicht-wissenschaftl. Buch von 2016 zum 31.3. gekündigt", twitterte sie am Freitag. "Ich werde dagegen juristisch vorgehen und stehe deswegen nicht für Anfragen zur Verfügung. Ich wäre die erste Person, der in D wegen "Plagiat" gekündigt würde: es wird spannend ;-)".

Die Universität Bonn bestätigte "arbeitsrechtliche Schritte" gegen Guérot. Im vergangenen Jahr seien öffentlich Vorwürfe gegen die Politikwissenschafterin erhoben worden, sie habe sich während ihrer Dienstzeit an der Universität Bonn fremdes geistiges Eigentum angeeignet, ohne dies als solches kenntlich zu machen. Die zuständigen Gremien hätten den Sachverhalt geprüft und sähen ihn als erwiesen an. "Dem von Frau Prof. Dr. Guérot unter anderem vorgetragene Einwand, dass es sich bei den relevanten Publikationen nicht um wissenschaftliche Veröffentlichungen handele, sind die zuständigen Gremien nicht gefolgt." Das Rektorat habe daraufhin die gebotenen arbeitsrechtlichen Schritte eingeleitet.

Nach Informationen der "Neuen Zürcher Zeitung" beziehen sich die Vorwürfe auf ihr 2016 erschienenes Buch "Warum Europa eine Republik werden soll". Ihr werde vorgeworfen, die Übernahme von Zitaten anderer Autoren nicht durchgängig korrekt ausgewiesen zu haben. Guérot habe sich dafür entschuldigt und von Flüchtigkeitsfehlern unter Zeitdruck gesprochen.

Eine streitbare Frau

Gerade in der Corona-Pandemie war die Politologin in vielen Talkrunden zu sehen, in Österreich vorwiegend auf Servus TV, aber auch im ORF. Sie war als scharfe Kritikerin staatlicher Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus hervorgetreten, da sie dadurch die Demokratie in Gefahr sah.

Einerseits stellte sie dabei interessante Fragen: Nach dem Ziel der Maßnahmen, nach dem Verlust der Freiheiten, nach „illegitimer“ Kritik. Andererseits schmückte sie ihre Diskussionspunkte auch oft mit provokativen Halbwahrheiten aus.

Ihr Buch "Wer schweigt, stimmt zu" wurde ein Bestseller. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine forderte sie immer wieder sofortige Friedensverhandlungen. Kritiker warfen ihr vor, das Verhältnis von Angreifer und Angegriffenem teilweise umzukehren und die Ukraine wahrheitswidrig als Schuldigen hinzustellen. Zuletzt war Guérot eine der Erstunterzeichnerinnen des von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht verfassten "Manifests für Frieden", das ebenfalls ein Ende der Waffenlieferungen und Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin fordert.

(APA/dpa/red.)

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