Eine gelungene Abstimmung mit Behörden, Anrainern und Wirtschaft sowie transparente Kommunikation sind wichtige Erfolgsgaranten bei deren Umsetzung.
Die Arbeiten am zur Signa-Gruppe gehörenden Warenhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße laufen auf Hochtouren. In rund eineinhalb Jahren soll der Luxury-Department-Store, der über 20.000 m2 Fläche – auf acht Stockwerke aufgeteilt – verfügt, eröffnet werden. Doch es kann nicht nur eingekauft werden: Ein Hotel sowie ein rund 1000 m2 großer öffentlicher Park auf dem Dach runden das Projekt ab. Das unbestätigte Investitionsvolumen beträgt kolportierte 400 Millionen Euro.
Wohnen statt Werft und Wiese
Nicht das einzige Großprojekt der Signa: In Korneuburg entsteht gemeinsam mit der Stadt Korneuburg in den nächsten zehn bis zwölf Jahren auf dem Areal der zu Beginn der 1990er-Jahre stillgelegten Werft ein neues Stadtviertel, bei dem gemischte Nutzung großgeschrieben wird. Im Zuge der in mehreren Etappen geplanten Realisierung des 17,5 Hektar großen Areals entsteht somit Lebensraum für etwa 1500 Bewohner. „Wir haben das Projekt letztes Jahr zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht, das ist übrigens die erste für eine Stadtentwicklung in Niederösterreich“, sagt Signa-Sprecher Ernst Eichinger. Aktuell laufen die Planungen.
„Die Abstimmung nach allen Seiten ist eine der größten Herausforderungen bei Großprojekten“, so Eichinger. In diesem Zusammenhang sei eine transparente, vertrauensfördernde Kommunikation essenziell. „Es muss einem Entwickler gelingen, seine Begeisterung für die Sache an alle Stakeholder, von den Anrainern und künftigen Bewohnern bis hin zu den Entscheidern aus Politik und Wirtschaft, zu übertragen und damit gleichzeitig eine konstruktive Gesprächsbasis zu schaffen“, sagt Eichinger.
Gemeinsam mit der ARE entstehen auch auf den WWE-Gründen – einem 5,5 Hektar großen Areal in St. Pölten – in den kommenden Jahren rund 500 Wohnungen in nachhaltiger Bauweise. Erst kürzlich wurde der geladene Wettbewerb entschieden, demnächst startet nach der Beauftragung der Architekturbüros die Planungsphase, der Spatenstich könnte bei optimalem Projektverlauf bereits im kommenden Jahr erfolgen.
Downtown Wien Landstraße
Nachhaltigkeit ist auch bei anderen Projekten der ARE wichtiges Thema – wie etwa dem Village im Dritten. Gemeinsam mit der Stadt Wien, dem Wohnfonds Wien und der UBM Development werden auf einem mehr als elf Hektar großen Areal in Wien Landstraße, dem 3. Wiener Gemeindebezirk, rund um einen zwei Hektar großen Park auf insgesamt 22 Baufeldern Wohnungen, Büros, Gewerbe-, Nahversorgungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine Schule errichtet.
Unter anderem wird der neue Stadtteil durch eine Kombination von Erdwärme, Fotovoltaik und Fernwärme sowie mithilfe einer optimierten Anlagensteuerung in höchstem Maße ökologisch betrieben. „Mit dem Projekt setzen wir einen wichtigen Akzent in der Wiener Stadt- und Quartiersentwicklung. Die starke Wohnraumnachfrage kann nur in Verbindung mit nachhaltigen Mischnutzungskonzepten gelöst werden“, ist Gerd Pichler, Leiter der ARE Projektentwicklung, überzeugt. Nur so würden Lebensräume geschaffen, die noch in Jahrzehnten und für spätere Generationen attraktiv seien. „Der Gebäudesektor ist weltweit für 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Dieses neuartige Energiekonzept ist wegweisend für zukünftige Immobilienentwicklungen. Damit setzten wir unseren Kurs zur Dekarbonisierung und weitestgehend klimaneutralen Energieversorgung unserer Liegenschaften fort.“
Seeviertel in Gmunden
Mit der Soravia Group setzt ein weiterer Developer auf Quartiersentwicklungen: So wird in Gmunden, auf den Flächen des Seebahnhofs und des ehemaligen Parkhotels Mucha, ein vielseitiges Seeviertel, das einen Mix aus Wohnen, Nahversorgung und Tourismus bieten wird, entstehen.
Die Abstimmung mit den Behörden ist auch für Christian Farnleitner, Geschäftsführer der Soravia Tochtergesellschaft SoReal GmbH, von großer Bedeutung. „Die Kunst ist es, den Spagat zwischen den Bedürfnissen der Stadt sowie den Marktanforderungen und -gegebenheiten zu schaffen. Ein weiterer zentraler Faktor ist auch die Entwicklung erfolgreicher Immobilienprojekte, die allen Anforderungen der Nachhaltigkeit gerecht werden, in ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht“, erzählt Farnleitner.
In den vergangenen Monaten habe darüber hinaus das Thema Finanzierung massiv an Bedeutung gewonnen. „Das ist momentan allgegenwärtig. Die steigenden Zinsen betreffen nicht nur Private, sondern auch uns Projektentwickler. Es kommen jedenfalls spannende Zeiten auf uns zu.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2023)