Die russischen Oligarchen und die Kunst

Historikerin untersuchte die Geschichte privater Museen.

Seit der Jahrtausendwende entstand in Russland eine vielfältige von Stiftungen und Finanziers mit aufgebaute Kulturlandschaft. Russische Milliardärinnen und Milliardäre gewannen im In- und Ausland Einfluss und avancierten zu bedeutenden Akteuren in der „Soft Power“-Politik des Kreml.

Die Historikerin Waltraud Maria Bayer arbeitete gefördert vom Wissenschaftsfonds FWF ihre Geschichte seit den 1990er-Jahren in einer ersten umfassenden Grundlagenstudie auf. Ihr Resümee: Die russische Philanthropie hat seit der Perestroika viel erreicht, ihr Ausmaß nimmt sich in globalen Rankings dennoch bescheiden aus. Nachzulesen ist Bayers Untersuchung in der Publikation „Filantropija.ru“ (Open Access via Zenodo).

Kampf den Fälschungen

Zunächst investierte die wirtschaftliche Elite in den Aufbau privater und korporativer Kunstsammlungen, später verstärkt in den zeitgemäßen Um- und Ausbau staatlicher Kunstinstitutionen und schließlich in eigene Museumsbauten. Neun Fallstudien bilden den empirischen Hauptteil der Studie. Eine zentrale Analyse widmet sich dem komplexen Problem der Fälschungen russischer Kunst. Im Zuge einer Professionalisierungsmaßnahme ging die staatliche Kulturbürokratie dagegen ab 2006 verstärkt vor.

Dies war auch das von der Regierung proklamierte „Jahr der Philanthropie“. Als Folge wurde zwar der gemeinnützige Bereich zunehmend reglementiert, es hatte aber auch positive Auswirkungen auf Kultur und Museen, so Bayer. Konzepte aus dem Westen wurden adaptiert übernommen und für professionelle Kulturprojekte genutzt. Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine vor einem Jahr endeten die meisten Kooperationen abrupt. (cog)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2023)

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