Kolumne

Durch Zufall zum Traumjob

Trotzdem Abheben zum Traumjob
Trotzdem Abheben zum Traumjob(c) Getty Images (pinstock)
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Auf zum Traumjob. Folge 47. Karrieristen planen ihre Karrieren ja bekanntlich bis ins kleinste Detail. Dem zugrunde liegt ein absoluter Glaube an das Ursache-Wirkungs-Prinzip. Aber ist unser gesamtes Berufsleben überhaupt so vorhersehbar oder hat der Zufall nicht auch ein gehöriges Wörtchen mitzureden?

Angefangen von der Schul- und Studienauswahl über das Thema der Bachelor- und Masterarbeit bis hin zu diversen Praktikumsplätzen wird alles minutiös geplant und am Ende steht dann tatsächlich das seit eh und je geplante Karriereziel.

Das wird dann häufig mit Worten quittiert wie beispielsweise: „Ich wusste schon immer, was ich später mal werden wollte oder als ich als kleines Mädchen/kleiner Junge xy erlebt habe, war für mich klar, wie mein zukünftiger Beruf einmal aussehen wird“

Dem zugrunde liegt ein sehr ausgeprägter Glaube daran, die eigenen Geschicke sind vollkommen vom Individuum selbst bestimmbar. Es reicht völlig, die Richtung festzulegen, den nötigen Einsatz zu erbringen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und è voilà, die Karriere ist gemacht.

Andere Faktoren spielen bei der Karriereentwicklung vermeintlich nur eine untergeordnete Rolle. Mittlerweile ist jedoch von der Soziologie hinreichend erforscht, dass andere Faktoren (Herkunft, Geburtsjahr/ort etc.) neben dem Individuellen eine ebenso entscheidende Rolle spielen.

Und trotzdem lassen sich für den Einzelnen aus all dem heute Bekannten keine treffsicheren Vorhersagen daraus ableiten. Manches bleibt eben nach wie vor dem Zufall überlassen. Aber gibt es den reinen Zufall tatsächlich und wenn ja, wie kann ich denn eine Karriere dem Zufall überlassen?

Gibt es den reinen Zufall?

Diese Frage ist nicht mehr nur rein philosophischer Natur, seit Quantenphysiker bewiesen haben, dass sich die kleinsten Teilchen unseres Universums, die wir derzeit messen können, tatsächlich rein zufällig verhalten.

Genauer gesagt nehmen Quantenteilchen erst im Moment ihrer Messung ihre besonderen Eigenschaften an und diese sind noch dazu vollkommen zufällig, soweit bis dato bekannt. Diese Erkenntnis ist faszinierend und spukhaft zugleich.

Denn das wirft natürlich eine Vielzahl an weiteren fundamentalen Fragen auf, die selbst führende Wissenschaftler noch nicht hinreichend beantworten können, die aber unser Weltbild gehörig ins Wanken bringen.

Wenn nämlich die kleinsten Teilchen, aus denen wir Menschen ja auch bestehen, absolut zufällige Eigenschaften annehmen können und diese überhaupt erst zeigen, wenn sie von einem Beobachter gemessen werden, dann stellt sich doch auch die berechtigte Frage, welche Rolle dieser sogenannte reine Zufall in unserem Leben eigentlich einnimmt?

Freilich lassen sich diese quantenphysikalischen Erkenntnisse in der Karriereplanung noch schwer einsetzen, weil es ist derzeit schlichtweg unmöglich sich zu dematrialisieren und dann mit anderen Eigenschaften vor einem/r Beobachter/in an einem anderen Ort wieder zu erscheinen. Sofern diese quantenmechanischen Errungenschaften überhaupt in dieser Art und Weise gedeutet werden können. 

Selbst die bloße Annahme des reinen Zufalls ist nur schwer in die Karrieregestaltung integrierbar bzw. überhaupt für uns Menschen fassbar. Denn wenn Ereignisse wirklich ohne eigenes Zutun geschehen, dann wäre ja jede Handlung, die auf ein Ziel ausgerichtet ist, schon irgendwie ursächlich.

Also wenn ich beispielsweise auf eine Veranstaltung gehe, weil ich mir erhoffe dort Menschen zu treffen, die für meine Karriere wichtig sind, dann handle ich aus einer Intention heraus, auch wenn es vielleicht dieses Mal zu keinem Ergebnis führt.

Der reine Zufall ist also schwer nutz- bzw. verwertbar, zumindest aktuell nicht. Es sei denn, die Annahme desselben führt zu einer Haltungsänderung bei Jobsuchenden. Das könnte beispielsweise dann hilfreich sein, wenn dadurch eine gewisse Leichtigkeit und Flexibilität in eine ansonsten starre Karriereplanung Einzug hält.

Immerhin sagen in einer Studie 26 Prozent der Wirtschaftsabsolventen, sie ziehen eine „chronisch flexible Karriere“ einer geplanten Karriere vor. Sie wünschen sich also eine gewisse Ergebnisoffenheit.

Für Zufälligkeiten offen bleiben

Im Gegensatz zum reinen Zufall verhält es sich mit Zufälligkeiten ein wenig anders. Das sind nämlich Ereignisse, die zwar ungeplant passieren, denen jedoch eine intentionale Handlung vorausgeht.

Also, wenn das oben genannte Beispiel weitergeführt wird und sich aus einem Netzwerkkontakt irgendwann in der Zukunft mal ein Tippgeber für eine offene Stelle ergäbe, dann wäre das eine Zufälligkeit.

Danach befragt würden viele Menschen sicherlich angeben, die Stelle erhalten zu haben, wäre reiner Zufall gewesen, obwohl dem Ganzen ja eine Eigeninitiative vorausgegangen war. Andere Zufälligkeiten, für die ich bei meinen New/Outplacement-Kandidat:innen werbe, sind beispielsweise:

  • Der Karenzstelleneffekt: Das bedeutet ein/e Jobsuchende/r nimmt eine Karenzvertretungsstelle an, die vielleicht nicht gerade erste Wahl ist und daraus ergibt sich dann in weiterer Folge eine Fixanstellung in einem ganz anderen Bereich. Das kann vor allem in großen Konzernen eine durchaus vielversprechende Strategie sein.
  • Der nichts ist umsonst Effekt: Also sich mit Neugier und Offenheit Themen/Situationen/Personen/Orten zu widmen, die einem auf den ersten Blick keinen sofort erkennbaren Nutzen für die Karriere bringen.

Das lässt sich übrigens sehr gut kombinieren mit einem reinen Zufallsexperiment. Wenn sie zum Beispiel einen Würfel darüber entscheiden lassen, ob sie an einem bestimmten Tag lieber x oder y machen wollen. Würfelentscheidungen sind nämlich tatsächlich rein zufällig. Ein positiver Nebeneffekt davon zusätzlich, dass ihr Leben dadurch vielfältiger und spannender wird.

Guten Zufall!

Michael Hanschitz

Michael Hanschitz ist seit nunmehr 15 Jahren als New/Outplacementberater, Autor und Karrierecoach tätig. Er ist Gründer des Beratungsunternehmens Outplacementberatung (www.outplacementberatung.co.at) und Autor des Buches Menschen fair behandeln. Mit seiner Arbeit unterstützt er Menschen und Organisationen in schwierigen Veränderungsprozessen. Beraten mit Herz und Verstand lautet seine Devise.

Michael Hanschitz
Michael Hanschitz(c) Marek Knopp

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