Ein Mord aus dem Jahr 1955 ist plötzlich wieder aktuell, als sich mysteriöse Kriminalfälle häufen. Percival Everetts ebenso ernster wie humorvoller Roman „Die Bäume“ über eine Gesellschaft, der man den Rassismus nicht auszutreiben vermag.
Mit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs war die Sklaverei zwar offiziell abgeschafft, aber besonders in den Südstaaten pflanzten sich Nester des Rassismus teils bis heute fort. Davon kündet der Song „Strange Fruits“ von Abel Meeropol, mit dem die Jazzsängerin Billie Holiday 1939 berühmt wurde. Denn diese seltsamen Früchte, die da von den Bäumen hingen, waren die Leichen gelynchter Schwarzer. Gleich noch ein Lied-Hinweis: 1962 sang Bob Dylan seinen Song „The Death of Emmett Till“. Darin erzählt er, wie dieser aus Chicago stammende Junge mit 14 Jahren 1955 bei einem Besuch in Money, Mississippi, getötet wurde, weil die Frau eines Ladenbesitzers behauptet hatte, der Bursche hätte sie unsittlich angesprochen.
Percival Everett, Englisch-Professor an der University of Southern California, nahm sich dieses Geschehen als Folie für seinen Roman „Die Bäume“ – in dem die Botanik keine tragende Rolle spielt. Wie in früheren Werken spricht Everett dabei ein ernstes Thema an, lockert es aber mit Humor auf.
In einem Vorort des Städtchens Money plant (der fast lebenslang arbeitslose) Wheat Bryant mit Gattin Charlene (sie plaudert nächtens gern per CB-Funk als „Hot Mama Yeller“ mit Truckern auf dem Highway) und den vier Kindern ein Familientreffen. Daher sind auch Wheats Mutter Carolyn (Granny C.) und deren jüngster Bruder Junior dabei. Granny C. langweilt die Runde, weil sie wieder einmal über ihre lange zurückliegende Lüge faselt, die zum Tod von Emmet Till führte.
Doch nach einigen Tagen geht es turbulent los! Denn Junior wird in seinem Haus tot von Gattin Daisy aufgefunden: mit heruntergelassener Hose, eingeschlagenem Kopf, einem rostigen Stacheldraht um den Hals und ohne Hoden. Diese befinden sich in der Hand eines daneben liegenden Schwarzen Jungen. Auch tot!