Tipps

Aus dem Sprachkästchen

Von Sprachlöchern bis Fliegenpapier: Ein kleiner Überblick über Bücher mit Wortkraft.

„Schnappsätze sind keine Merksätze“

„Ich schreibe ganz nahe am Nichtschreiben. Erst nutzlos wird die Ruine Gegenstand der Reflexion.“ Das formuliert Elisabeth Wandeler-Deck unter dem Punkt h-5. Ihre Notate, Prosaminiaturen, Gedichte und sprachlichen Trouvaillen sind anhand eines alphabetischen Rasters unter Wortkombinationen wie „herzen / liebkosen“ geordnet. Und zu finden gibt es hier vieles, etwa über die Schriftstellerin Hélène Cixous, Elstern, Dachkanten, Antigone und Schnappsätze.

Elisabeth Wandeler-Deck
Antigone Blässhuhn Alphabet so nebenher
184 S., kartoniert, € 19 (Ritter)

„Nicht jedes Gespenst garantiert Ungreifbarkeit“

„Überall bei Beckett: Worte, die Löcher inmitten der Sprache sind und mehr noch Löcher im Selbst . . .“ In 350, unter Begriffe wie „Penelopeisch“ oder „Keep Calm?“ geordneten philosophischen Texthappen reflektiert Marcus Steinweg Sprache und deren Verflechtungen. Seine Bezüge sind reichlich, erstrecken sich von Franz Kafka über Ludwig Wittgenstein und Roland Barthes bis Friederike Mayröcker und viele mehr.

Marcus Steinweg
Sprachlöcher
350 S., kartoniert, € 20,60 (Matthes & Seitz)

Mit Joyce und Werfel Opernarien schmettern

Streuobst nennt Michael Maar seine Notizen, die aus Alltagsbeobachtungen, Leseeindrücken und Überlegungen bestehen, etwa über das Wiener Chamäleon-Wort „eh“ und Männerfreundschaften. Marcel Proust schleicht durch diese Texte, und auch Wünsche werden formuliert. Maar wäre gern an einem Abend im Jahr 1937 in einem Pariser Lokal gesessen – am Nebentisch von Franz Werfel und James Joyce, die flott trinken und Verdi-Arien schmettern. eu

Michael Maar
Fliegenpapier. Vermischte Notizen
128 S., geb., € 20,60 (Rowohlt)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2023)

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