Kaum ein Wort zu viel: Robert Prosser, geboren 1983 in Alpbach, Tirol.
Literatur

Von der Lawine verschüttet: Gefährliches Vergnügen im Tiefschnee

Eine Lawine geht ab, zwei Jugendliche sind verschüttet, einer bleibt verschollen. Robert Prosser erzählt in seinem geschickt konstruierten und schnörkellosem Roman „Verschwinden in Lawinen“ von einer verzweifelten Suche und den Geistern der Vergangenheit.

Ein Unglück hält ein Bergdorf in Atem, und Robert Prosser zögert in seinem neuen Roman keine Sekunde, seine Leserinnen und Leser damit zu konfrontieren. Schon auf der ersten Seite erfahren wir, was geschehen ist: „An einer abgeschiedenen Flanke des Greits, dieses höchsten Berges, seien zwei Schifahrer verschüttet worden, Jugendliche aus dem Ort.“ Einen der Dörfler, Prossers Protagonisten Xaver, wühlt diese Meldung besonders stark auf, denn zu den Verunfallten zählt die Tochter seiner Schwester Marlen, die sechzehnjährige Tina. Mit ihrem Freund Noah hatte sie sich leichtsinnigerweise in den Tiefschnee gewagt, um den Reiz des „Powders“ zu spüren, einen außergewöhnlichen Kick zu erfahren: „Wenn die Schi über eine Kante zischten und man durch die Luft segelte, drei Sekunden, vier, und dann wieder eintauchte in das Funkeln der aufstäubenden Kristalle, der Schwerkraft und der Geschwindigkeit vertrauend, keine Zweifel mehr, keine Ängste, nicht vor der Höhe oder dem Sturz, weil man die perfekte Linie erwischt hat.“

Während Tina alsbald aufgefunden und auf die Intensivstation eines Spitals verbracht wird, bleibt Noah tagelang verschollen. Suchtrupps bilden sich, und Xaver macht sich mit Eifer daran, den von einem Lawinenabgang überraschten Jungen zu finden. Das Ereignis ruft die Erinnerung wach an den etliche Jahre zurückliegenden Tod seines Großvaters. Auch dieser war vermisst gemeldet worden, und vergeblich hatten Xaver und seine Mutter sich aufgemacht, um den Mittachtziger zu finden. Zu früh, so wirft sich Xaver im Nachhinein vor, hatten sie seinerzeit die Suche nach Konrad abgebrochen – ein Gefühl des Versagens und der Schuld, das sich nicht verdrängen lässt: „Ich hätte Konrad finden sollen, dachte Xaver auch jetzt. Ich und nicht sonst irgendeiner. Er hätte sich trauen müssen. Ein paar Schritte nur, die Felskante entlang, wenig hatte gefehlt.“

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