Gegengift

Vom Anfang und vom Ende und all den Sätzen dazwischen

Der erste Satz sei der wichtigste, sagen die Dynamiker unter den Literaturliebhabern. Entscheidend sei der Schluss, sagen die Besonnenen.

Die Redaktion des Gegengifts ist über die Jahre kräftig gewachsen. Sie besteht aus Abteilungen und Neigungsgruppen, bei denen man leicht die Übersicht verlieren konnte. Eine Unterscheidung aber ist all diese Zeit stabil geblieben: Zwei komplementäre Gruppen von Liebhabern der Literatur sind dadurch getrennt, dass die eine meint, das Entscheidende eines Romans sei der erste Satz, während die andere darauf besteht, erst mit dem Schlusssatz dürfe ein Qualitätsurteil gefällt werden. Die letzten Worte seien die wichtigsten.

Verteidiger des Anfangs, von Natur aus unruhige Geister, legten bei unserer Grundsatzdiskussion bald nach Aschermittwoch naturgemäß als Erste los: Am besten beginne der Erzähler mit einer Frage, sagte unser Zen-Buddhist: „Unter welchem Herrscher geschah es wohl?“ sei solch ein perfekter Satz, der alles offenlasse. Er funktioniere seit gut 1000 Jahren.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.