Dioxin-Skandal: Weitere 934 Höfe gesperrt

DioxinSkandal Weitere Hoefe gesperrt
DioxinSkandal Weitere Hoefe gesperrtREUTERS/Christian Charisius
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Ein betroffener Futterhersteller soll sich erst jetzt gemeldet haben. Auch in Vorarlberg werden nun zusätzliche Stichproben bei Lebens- und Futtermitteln gezogen.

Der Dioxin-Skandal weitet sich aus: Fast 1000 Höfe in mehreren Bundesländern mussten zusätzlich gesperrt werden, weil ein Tierfutterhersteller im niedersächsischen Damme Lieferdaten nicht an die Behörden gemeldet haben soll. Das Futter sei an 934 Betriebe gegangen, auch in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Bayern, teilte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) am Samstag mit.

Darunter sollen 110 Legehennenbetriebe, 403 Schweinemastbetriebe und 248 Ferkelmastbetriebe sein. Aigner forderte politische Konsequenzen und stellte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) ein Ultimatum bis Samstagabend.

Der Futterhersteller habe erst auf Druck der Behörden vollständige Lieferzeiten eingereicht, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Am Freitagabend seien deshalb weitere Höfe vorsorglich gesperrt worden. In Niedersachsen dürften derzeit rund 900 Betriebe keine Waren vermarkten. Das Ministerium geht davon aus, dass etwa zehn Tage lang Endprodukte - vorwiegend Eier - in den Markt gelangt sein könnten. Die Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen gegen den Hersteller aufgenommen.

Zusätzliche Kontrollen in Vorarlberg

Auf Nummer Sicher gehen will der Vorarlberger Agrar-Landesrat Erich Schwärzler (VP) nach dem Dioxin-Skandal in Deutschland. Über das Maß routinemäßiger Überprüfungen hinaus wurden in Vorarlberg zusätzliche Stichproben bei Lebens- und Futtermitteln gezogen. Durch den Nahbereich gebe es "natürlich einige Vorarlberger Produzenten, die ihre Futtermittel aus Deutschland beziehen", so Schwärzler.

Die Überprüfungen werden in Wien vorgenommen. Das Ergebnis werde in rund zwei bis drei Wochen vorliegen, erklärte Schwärzler. Es gebe derzeit allerdings keine Hinweise darauf, dass bei Vorarlberger Bauern oder Produzenten verseuchte Futtermittel verwendet werden.

Schaden von mehr als 100 Millionen Euro

Der deutsche Bauernpräsident Gerd Sonnleitner rechnet mit einem Schaden von mehr als 100 Millionen Euro wegen der Sperrung von Höfen. Noch größer seien die Konsequenzen durch Umsatzeinbrüche bei Schweinefleisch und Eier: "Diese Schadenssumme wird ein Mehrfaches dessen sein, was an direktem Schaden verursacht worden ist", sagte er der dpa.

Aigner forderte die Ablösung von Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) als Vertreter des fehlenden Agrarministers und von Agrarstaatssekretär Friedrich-Otto Ripke. "Das ist ein Skandal im Skandal. Und das kann nur eine Konsequenz haben: Die sofortige Ablösung der Verantwortlichen in Niedersachsen", teilte Aigner mit. McAllister müsse konsequent durchgreifen. Sie erwarte bis zum Nachmittag einen Bericht und bis zum Abend personelle Folgen.


Der Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch aus Schleswig- Holstein hatte Futterfette und Industriefette vermischt. Damit war Dioxin in den Tierfutterkreislauf geraten. In der vergangenen Woche waren fast 5.000 Höfe vorsorglich gesperrt und auf Dioxin untersucht worden. Die Zahl sank am Freitag zunächst auf rund 400 Betriebe.

(Ag.)

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