Lokalkritik

Unter 20 Euro im Gasthaus Jagetsberger

Gasthaus Jagetsberger
Gasthaus JagetsbergerJana Madzigon
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Ein Wirtshaus mit Grant, Fischermützen und sehr guter Küche: In Rudolfsheim-Fünfhaus hat das Gasthaus Jagetsberger eröffnet.

Wer am Aschermittwoch ohne Reservierung essen geht, muss eben an der Bar sitzen; so weit, so selbst schuld. Zumindest ist das der Fall im Gasthaus Jagetsberger im 15. Bezirk, da ist die Bude voll. Auf Google Maps lässt es sich nicht finden, es besteht also Verwechslungsgefahr mit dem Zweitbetrieb, dem Bistro Anna & Jagetsberger. Das Wirtshaus jedenfalls ist standesgemäß eingerichtet: holzvertäfelte Wände, handgeschriebene Karte, gemütliche Nischen, ein grantiger Kellner, der im Verlauf des Abends allerdings immer handzahmer wird und schließlich zur Musik aus dem Plattenspieler pfeift. An den Wänden hängen Preisschilder vom alten Adlerhof, 24 Schilling hat die Flasche Soda da gekostet, bei der „Diabetikerlimonade“ steht leider kein Preis dabei. In der offenen Küche wird es ein wenig hipper, da wurlt's vor lauter Köchen, jeder mit anderer Kopfbedeckung von der Fischermütze bis zum Tenniskapperl. Chefkoch Manuel Jagetsberger ist gesellig, kommt aus der Küche heraus und unterhält sich mit Gästen. Die Speisekarte ist übersichtlich, klassisch und für Menschen, die sich vegetarisch ernähren, schwierig. Das Beef Tatar (14,5 Euro) wird neu akzentuiert mit einem Solei (in Salzlake eingelegtes Ei) und herrlich frischer Salsa verde aus pürierten Erbsen, Koriander und Petersilie. Beim Rindsgulasch (14,50 Euro) hat man erfreulicherweise nicht bei den Zwiebeln gespart, es ist wunderbar süßlich, die butterweichen Nockerln verschwinden darin. Besonders empfehlenswert ist der Wels (17,50 Euro): Die Filetstücke wurden aufgetürmt auf einem Haufen bissfestem Wurzelgemüse, warmen Erdäpfeln, Käferbohnen und abgeschmeckt mit Kürbiskernöl und Kren. Eine tolle Kombination, nicht zu schwer, nicht zu leicht. Auch gibt es eine kleine, aber sehr feine Auswahl an Weinen und Trumer Pils sowie Obertrumer Zwickl vom Fass. Gegen 21 Uhr wird das Licht leicht gedimmt, die Rush Hour ist vorbei, der Kellner legt eine Country-Platte auf und tänzelt durch den Raum. So muss es sein.

Gasthaus Jagetsberger, Märzstraße 87, 1150 Wien, Di–Sa 11–2 Uhr, www.anna-jagetsberger.at

www.diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2023)

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