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Bitcoin & Blockchain

Bitcoin – der einzige Rohstoff unter den Krypto-Assets?

Bitcoin ist die älteste und bekannteste Kryptowährung. Manche Bitcoin-Fans verwahren sich aber dagegen, dass Bitcoin etwas mit „Krypto“ zu tun hat. Wie meinen sie das?

Bitcoin ist eine Kryptowährung. Sogar eine sehr bedeutende. 42 Prozent des gesamten Krypto-Marktwerts entfallen auf Bitcoin. „Bitcoin ist nicht Krypto“, betonen hingegen Bitcoin-Fans gerade im Hinblick auf die Pleite der Kryptobörse FTX, deren wilde Spekulationsgeschäfte an die Finanzkrise in der „Fiat-Welt“ (dem gegenwärtigen Geldsystem) erinnerten.

Doch ist Bitcoin jetzt keine Kryptowährung? „Die Wörter sind ein bisschen verwirrend“, räumt Bitcoin-Experte Niko Jilch ein. Bitcoin sei eine Kryptowährung, unterscheide sich aber von anderen Krypto-Projekten technisch dadurch, dass es dezentral sei, und juristisch, dass es nicht von einer Firma gegründet oder emittiert worden sei, sondern ein digitaler Rohstoff sei.

Bitcoin als Rohstoff – für diese These gibt es einen prominenten Unterstützer: Gary Gensler, den Chef der US-Börsenaufsicht SEC. Gensler ist Kryptowährungsexperte. Bevor er SEC-Chef wurde, hat er auf dem MIT (Massachusetts Institute of Technology) Vorlesungen zu diesem Thema gehalten. Er sieht offenbar einen grundlegenden Unterschied zwischen Bitcoin und anderen Krypto-Assets. Gegenwärtig schießt er scharf gegen den Kryptosektor und spaltet damit die Gemüter in der Szene.

Darf man jetzt nicht mehr „staken“?

So drohte er dem Unternehmen Paxos mit einer Klage. Paxos arbeitet mit der weltgrößten Kryptobörse Binance beim Stable-Coin BUSD zusammen. Ein Stable-Coin ist eine Kryptowährung, die an den Dollar gekoppelt ist. Die SEC sieht in dem Geschäft eine illegale Wertpapieremission. Anleger verkauften nach dem SEC-Vorstoß massenhaft BUSD, Paxos beendete seine Zusammenarbeit mit Binance. Gensler bestärkte damit seinen Ruf, es auf den Kryptosektor abgesehen zu haben. Erst kurz zuvor hatte die Kryptobörse Kraken klein beigeben und ihr „Staking“-Angebot in den USA aufgeben müssen. Europäische Kunden dürften weiter „staken“, also mit Kryptowährungen Erträge generieren. Das Vorgehen gegen Kraken ging sogar SEC-Kommissarin Hester Peirce zu weit, sie fand, dass Staking ja gute Dienste für Anleger leiste.

Das bestreitet Gary Gensler gar nicht. Er warnt allerdings, dass vielen Kunden nicht bewusst sei, dass sie bei der Inanspruchnahme von Staking-Dienstleistungen auf Plattformen oft auch die Inhaberschaft ihrer Münzen an die Börse übertragen. „Not your key, not your crypto (Ohne Schlüssel gehört dir das Krypto-Asset nicht)“, sagte er wörtlich. Die Gegenleistung sei nicht immer fair, und der Wert der Assets werde oft verwässert. Krypto-Unternehmen müssten offenlegen, was sie tun. Denn meist handle es sich um Wertpapiergeschäfte, die eigentlich registriert und genehmigt werden müssten – von seiner Behörde.

Es gibt aber Ausnahmen. Bitcoin und Ethereum sah Gensler lange Zeit als Rohstoffe, ähnlich wie Gold: Es gibt wohl Unternehmen, die es fördern. Die stellen es aber nicht her, emittieren es nicht und haben auch keinen Einfluss auf seine Eigenschaften.
Die Umstellung von Ethereum auf das Proof-of-Stake-Verfahren ließ Gensler aber zweifeln, ob Ethereum noch ein Rohstoff sei. Beim Proof-of-Stake-Verfahren, auf dem etwa auch die Projekte Cardano oder Solana basieren, benötigt man keine Miner mehr, die energieaufwendige Rechenoperationen durchführen, sondern nur Validatoren – Nutzer, die Coins sperren und bereitstellen (staken) und dafür neue Coins erhalten.

Befürworter meinen, das erleichtere die Teilnahme vieler, denn staken kann im Prinzip jeder. Kritiker meinen aber, das führe leicht zu Machtkonzentration und gehe letztlich auf Kosten der Dezentralität. Denn viele Nutzer lassen bei den großen Kryptobörsen staken – was diese in Genslers Augen wiederum zu Wertpapieremittenten machen könnte.

Bitcoin hat keinen Chef

Noch etwas unterscheidet Bitcoin, das älteste Kryptoprojekt, von seinen Konkurrenten: Hinter Bitcoin steht tatsächlich kein Unternehmen, keine Stiftung und keine wie immer geartete Zentralinstanz, auf die jemand Einfluss nehmen könnte. Nicht einmal der Gründer ist bekannt. Hinter Ethereum steht hingegen die Ethereum Foundation. Diese hat zwar unmittelbar keinen Einfluss auf Ethereum, de facto aber haben ihre Entscheidungen großes Gewicht, politische Akteure haben eine Ansprechinstanz, an die sie sich wenden können, wenn sie Einfluss nehmen wollen. Bei vielen Kryptoprojekten abseits von Bitcoin gab es auch ein Pre-Mining: Eine Gruppe sicherte sich einen (hohen) Anteil von Münzen, bevor sie das Projekt auf den Markt brachte und die Allgemeinheit teilnehmen ließ.
Bitcoin-Experte Jilch begrüßt Genslers Vorstöße, schränkt aber ein: „Man weiß nie genau, was er letztlich bezwecken will.“ Es sehe aber doch sehr danach aus, dass Gensler verstanden habe, was Bitcoin und Krypto unterscheidet. In der EU sei das noch nicht verstanden worden.

Wie böse ist Proof of Work?

Dort konnte nur mit Müh und Not ein Verbot von Bitcoin-Mining abgewehrt werden, da viele Abgeordnete dachten, es gebe ja ohnehin Alternativen zum energieaufwendigen Proof-of-Work-Verfahren von Bitcoin, die Nutzer sollten eben auf solche Kryptowährungen umsteigen. Doch ist es gerade das Proof-of-Work-Verfahren – bei dem Energie aufgebracht werden muss, um Blöcke mit Transaktionen an die Blockchain anhängen zu können –, das Bitcoin dezentral, manipulationssicher und knapp macht: Dieses Verfahren sorgt für hohe Sicherheit und verhindert Machtkonzentration.

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