Filmfestival

Silberner Bär für österreichische Schauspielerin Thea Ehre

Thea Ehre bekommt den Silbernen Bären für ihre Nebenrolle in "Bis ans Ende der Nacht."
Thea Ehre bekommt den Silbernen Bären für ihre Nebenrolle in "Bis ans Ende der Nacht." dpa/Fabian Sommer
  • Drucken

Der Goldene Bär der 73. Berlinale ging am Samstagabend an »Sur l'Adamant«, das Doku-Porträt einer Pariser Tagesklinik. Die oberösterreichische Trans-Aktivistin Thea Ehre erhielt den Nebenrollen-Preis.

„Seid ihr wahnsinnig, oder was?“ Der französische Dokumentar-Veteran Nicolas Philibert war überrascht und sichtlich gerührt, als die Jury der Berlinale ihm am Samstagabend den Goldenen Bären für seinen Film „Sur l'Adamant“ überreichte. Der Satz war auch eine augenzwinkernde Anspielung auf den Inhalt seines Films: Dieser porträtiert eine am Ufer der Seine schwimmende Pariser Tagesklinik. Hier finden Menschen mit psychischen Problemen Schutz, Hilfe und Unterstützung bei ihrem Alltag. Der Humanist Philibert filmt sie, wie er auch andere Menschen filmen würde, führt Gespräche, lässt sie aus ihrem Leben wie auch von ihren Problemen erzählen. Und würdigt zudem ihre Leidenschaften, zu denen auch Kunst zählt – ihre Bilder und Lieder werden von den Protagonisten selbst vorgestellt.

Eine durchaus mutige Entscheidung der Jury unter der Leitung der US-Schauspielerin Kristen Stewart: „Sur l'Adamant“ ist ein „kleiner“ Film, und eine Doku noch dazu: Nach wie vor werden diese von großen Festivals nicht so ernst genommen wie Spielfilme. Der 72-jährige Franzose Philibert gebe wenig auf solche Gattungskategorien, sagte er nach Erhalt seines Preises. Somit setzte die Berlinale mit dem diesjährigen Goldbären ein zweifaches Zeichen für Inklusion.

Berlinale feiert die Inklusion

Auch andere Trophäen kann man in diesem Sinne verstehen. Darunter der Preis für die beste Nebenrolle, der an die in Wels geborene Schauspielerin und Trans-Aktivistin Thea Ehre ging. Sie spielt im deutschen Krimi „Bis ans Ende der Nacht“ eine Trans-Frau, die für die Polizei undercover einen Drogenhändler bespitzeln soll – und sich dabei in verhängnisvolle Liebesintrigen verstrickt. Auf der Bühne bedankte sie sich bei ihren Eltern, die ihr „immer den Raum gaben, zu sein, wer ich sein wollte.“ Der Preis für die beste Hauptrolle ging indes an die achtjährige Spanierin Sofía Otero. Im Film „20.000 Species of Bees“ spielt sie einen Buben, der eigentlich ein Mädchen sein will, was von seiner Umwelt kaum wahrgenommen wird. Der Fokus auf Queerness bei den Berlinale-Bären passt zur Jury-Chefin: Stewart setzt sich seit jeher für die LGBTQI-Community ein.

Österreichische Filme waren im heurigen Berlinale-Wettbewerb nicht vertreten. Dafür erhielt „The Klezmer Project“ von Leandro Koch und Paloma Schachmann, eine heimische Produktion über eine Reise auf den Spuren jüdischer Klezmer-Musik, einen Nebenpreis für den besten Erstlingsfilm. Andere heimische Beiträge zu Festival-Nebensektionen gingen leer aus. Auch der jüngste Sisi-Film „Sisi & Ich“, eine deutsche Produktion, in der Georg Friedrich den Erzherzog Ludwig Viktor spielt. Dafür erhielt Selma Doboracs eindrucksvolle deutsch-österreichische Produktion „De Facto“ den unabhängigen, vom deutschen Bundesverband kommunaler Kinos gestifteten Caligari-Filmpreis. Für die Jury gibt der Film - in dem Christoph Bach und Cornelius Obonya im strengen formalästhetischen Rahmen eine weithin dehistorisierte Collage scheinargumentativer Rechtfertigungen von Tätern aus genozidalen Zusammenhängen vortragen - „wie kaum ein anderer zuvor zerstörerische (Gruppen-)Dynamiken und das Inhumane im Menschen auch philosophisch zu denken“.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Was nähert sich da am Horizont? Nichts Gutes, so die Berliner Filmfestspiele: „Roter Himmel“ (mit dem Wiener Thomas Schubert, l.) lief hier im Wettbewerb.
Filmfestival

Kein Zurück mehr in die Zukunft auf der Berlinale

Das Programm der 73. Berlinale zeugte vom Krisendruck der Gegenwart. Visionen des Morgen der Menschheit sahen hier nicht sehr rosig aus. Licht spendeten Mineralien aus dem NHM.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.