Kalabrien

Mehr als 30 Flüchtlinge sterben bei Bootsunglück vor Süditalien

Unter den Toten befinden sich auch einige Kinder. Das überladene Boot prallte wegen des starken Wellengangs gegen Felsen. 50 Menschen konnten gerettet werden, die Suche dauert an.

Eine neue Tragödie hat sich vor einem Strand vor der Hafenstadt Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien abgespielt: Mindestens 33 Leichen, darunter viele Kinder, wurden von der Küstenwache geborgen, die zur Rettung des in Seenot geratenen Bootes eingriff. 27 Leichen wurden an den Strand gespült. Weitere Tote seien aus dem Wasser geborgen worden. Die Suche nach den Vermissten dauert an und wird durch starken Wellengang erschwert.

Das überladene Fischerboot, das wahrscheinlich mehr als 250 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten und prallte wenige Meter vor der Küste gegen die Felsen. Es brach in zwei Teile. 50 flüchtende Menschen konnten gerettet werden. Patrouillenboote sind auf See mit der Suche nach Überlebenden beschäftigt. Polizei und Carabinieri sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes eilten ebenfalls zum Unglücksort. Die Opferbilanz könnte sich erhöhen. Am Strand seien auch rund 50 Überlebende gefunden worden.

Italienischer Innenminister: „Riesige Tragödie"

Das Unglück löste große Bestürzung in Italien aus. Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi sprach von einer "riesigen Tragödie". Jetzt sei es wichtig, die Anstrengungen fortzusetzen, um die Abfahrten von Migranten aus Nordafrika zu stoppen. "Es ist absolut notwendig, das Phänomen der illegalen Einwanderung zu bekämpfen. Skrupellose Menschenhändler sind am Werk, die, um sich zu bereichern, improvisierten Reisen mit seeuntauglichen Booten und unter unzumutbaren Bedingungen organisieren", beklagte der Innenminister.

Der Präsident von Italiens Rotem Kreuz Rosario Valastro forderte einen stärkeren Einsatz der Behörden zur Vorbeugung solcher Tragödien. "Unsere Mitarbeiter sind am Werk, um die Überlebenden zu behandeln und die Leichen zu bergen", so Valastro.

Tausende Flüchtlinge bereits bei Bootsunfällen gestorben

Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen. Immer wieder kommt es auch zu schweren Unglücken. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschließlich Donnerstag schon 13.067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5.273). Tausende Menschen sind in den vergangenen Jahren bei Schiffbrüchen ums Leben gekommen.

Ein neues Gesetz der rechten Regierung von Giorgia Meloni, das in der vorigen Woche vom Senat verabschiedet wurde, erschwert zudem die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Großteil der Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien.

(APA)

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